Unterschätzt die Menschheit das Risiko von Mikroplastik? Zwar ist bekannt, dass die Kunststoff-Teilchen in den Meeren und anderen Gewässern schwere Folgen für Tiere und deren Lebensräume haben können, doch bislang war es weitestgehend unbekannt, was Mikroplastik im Körper selbst auslösen kann. Forscher der Universität in Rhode Island warnen nun vor der Gefahr. In einer Studie, die sie im Fachmagazin International Journal of Molicular Sciences veröffentlichten, beschäftigen sich die Wissenschaftler mit der Frage, wie sich das Mikroplastik auf den Körper von Mäusen auswirken kann. Dabei stellten sie unter anderem ein erhöhtes Risiko für Alzheimer fest.
Tests an Mäusen: Mikroplastik im Körper der Tiere
Die Neurowissenschaftler Geagre und Anne Ryan wollten mit ihrer Untersuchung herausfinden, was das beinahe unsichtbare Mikroplastik mit den Körpern von Tieren macht. Sie erläutern in ihrer Studie, dass die Gefahr diesen Stoffen ausgesetzt zu sein, immer größer werden würde:
„Umweltschadstoffe sind in den letzten zwei Jahrhunderten ziemlich allgegenwärtig geworden; von diesen gehören Kunststoffe und insbesondere Mikroplastik (<5 mm) zu den am weitesten verbreiteten Schadstoffen. Mikroplastik (MPs) haben ihren Weg in die Luft, das Wassersystem und die Nahrungskette gefunden und werden entweder absichtlich hergestellt oder aus dem Abbau größerer Kunststoffe gewonnen.“
Um nun genaueres über diese Gefahr herauszufinden, mussten Mäuse als Versuchstiere herhalten. Dafür wurde den Tieren Mikroplastik über das Trinkwasser zugeführt. Zunächst wurden die Mäuse in drei Gruppen aufgeteilt und erhielten unterschiedliches Trinkwasser: Die leitende Forscherin Anne Ryan beschreibt die Aufteilung wie folgt: „Normales Trinkwasser für die Kontrollgruppe, 0,0025 mg/mL (Niedrigdosisgruppe), 0,025 mg/mL (Medium-Dosis-Gruppe) und 0,125 mg/mL (Hochdosis-Gruppe).“
Mäuse reagieren schnell auf die Schadstoffe
Die Tiere erhielten für drei Wochen jeweils eine konstante Dosis Mikroplastik. Im Anschluss führten die Forscher einige Tests mit ihnen durch. Zunächst waren das verschiedene Verhaltenstests, bei denen die Aktivität der Mäuse beobachtet wurde.
Dabei zeigte sich, dass die Gruppe, die eine hohe Dosis Mikroplastik erhalten hat, schläfriger war und kein Interesse daran hatte, ihre Umgebung zu erkunden. Gleichzeitig waren Anzeichen einer Demenz zu beobachten. Die Tiere, die reines Wasser erhalten hatten, waren hingegen sehr aktiv und agil. Mithilfe von Immunmarkern untersuchten die Forscher daraufhin die Organe der Tiere. So war zu sehen, dass insbesondere Herz, Lunge, Leber und Gehirn Mikroplastik aufnahmen. Laut den Neurologen waren außerdem entzündliche Prozesse festzustellen: „Eine erhöhte Expression dieser Gene deutet auf eine Entzündung der Leber hin, die eine Rolle dabei spielen kann, dass die Teilchen in den Blutkreislauf gelangen und letztlich das Gehirn und andere wichtige Organe erreichen können.“
Die Beobachtungen würden großen Anlass zur Sorge bieten. So gehen die Experten davon aus, dass auch Menschen sehr schnell auf eine Einnahme von Mikroplastik reagieren könnten.