Mit der erfolgreichen Sequenzierung des Genoms einer Neandertaler-Dame, die vor 50.000 Jahren lebte, haben wir nun ein tieferes Verständnis unserer Vorfahren – und auch von uns selbst.
Das Max Planck-Institut in Leipzig hat zwei Artikel im „Science“-Magazin veröffentlicht, die die erfolgreiche Sequenzierung des Genoms eines zweiten weiblichen Neandertalers betrifft. Das Team unter der Leitung von Prof. Svante Pääbo studierte die sterblichen Überreste in der Höhle von Vindija in Kroatien, wo die Neandertaler bis vor 44.000 Jahren lebten. Der Körper war der einer Frau, die vor 55.000 Jahren lebte. Es war dies das zweite Genom, das rekonstruiert wurde – das erste gehörte zu einer Frau aus der Höhle von Denisova in Sibirien. Auch die erste Studie war das Ergebnis der Arbeit des Teams von Svante Pääbo.
Bevor sie vor 30.000 bis 40.000 Jahren ausstarben, gaben die Neandertaler Teile ihres genetischen Erbes weiter. Die Daten, die bei der zweiten Sequenzierung gesammelt wurden, beweisen dass Neandertaler und Homo Sapiens sich in der Tat vermischt haben. Wir sind auch in der Lage festzustellen, wie viel dieses Erbes in unserem eigenen Genom immer noch vorhanden ist. Alle Menschen außer Afrikanern und Ozeaniern besitzen zwischen 1,8 und 2,6% Neandertaler-DNS, wobei die Asiaten den größten Teil haben. Afrikaner sind dem Homo Sapiens näher, da er ursprünglich von ihrem Kontinent kommt.
Diese neuen Erkenntnisse werfen ein Licht auch auf unsere Zeitgenossen. Wir haben in der Tat herausgefunden, dass das Neandertaler-Erbe in unserem Genom signifikanter ist, als ursprünglich angenommen. Und es ist die Menge der unterschiedlichen DNS-Quellen, die gesundheitliche Unterschiede zwischen den Menschen erklären: Tendenz zu höheren Cholesterin-Werten, Fettanlagerung, unterschiedliche Reaktion auf antipsychotische Medikamente, Schizophrenie… Es ist allerdings noch zu früh, den Neandertalern die Schuld für alle unsere Schwachstellen zu geben, da diese Schwachstellen vielfältige Ursachen haben können. „Es müssen noch mehr Genome untersucht werden, bevor wir eine Antwort haben,“ sagt die Studie.
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