„Baby Yingliang“ wird das Dinosaurier-Embryo genannt, das Forscher kürzlich in China entdeckt haben. Der heranwachsende Dinosaurier, der hervorragend in seinem Ei erhalten geblieben ist, könnte der Wissenschaft eine ganz neue Sichtweise auf die Evolution von modernen Vögeln geben. Die Position, wie der Dino in seinem Ei liegt, war bisher nur in Vögeln zu beobachten. So scheinen sich manche Merkmale schon in den Vorfahren der Zeit der Dinosaurier entwickelt haben. Am 21. Dezember erschien im Fachjournal „iScience“ ein Bericht, in dem Forscher der Universität Birmingham, zusammen mit einem internationalen Team von Paläontologen, den Fund beschrieben.
Vorfahren der Vögel waren Dinosaurier
Auch wenn Dinosaurier als ausgestorben gelten, legten die prähistorischen Riesen die evolutionären Grundsteine für viele Arten von Tieren der Gegenwart. So wird auch davon ausgegangen, dass sich die modernen Vögel aus den lange verschwundenen Riesenechsen entwickelten. Wie Ausgrabungen zeigten, besaßen einige der Dinosaurier Merkmale von Vögeln. Doch durch die Millionen von Jahren, die vom Tod der Exemplare bis zu ihrem Fund verstreichen, ist deren natürliche Haltung oft verfälscht – entweder fehlen Bestandteile der Skelette oder sie haben sich verschoben.
Ganz anders stellt sich das Embryo dar, das die Forscher in Felsbrocken aus der späten Kreidezeit in Ganzhou im südlichen China entdeckten. Die Überreste des Dinosauriers wurden in einem 17 cm langem versteinerten Ei gefunden. Besonders ist, dass das Embryo in der Schale exakt so positioniert zu sein scheint, wie zu der Zeit als es seinen Tod fand. „Dieser Dinosaurier-Embryo in seinem Ei ist eines der schönsten Fossilien, die ich je gesehen habe“, kommentiert der Professor Steve Brusatte den Fund in einer Pressemitteilung der Universität Birmingham.
Schlüpfverhalten von Vögeln schon in Dinosaurier-Vorfahren zu finden
Wie die Forscher nach dem Öffnen des Eis feststellten, lag der Baby-Dinosaurier in einer spezifischen Position: den Kopf unter dem Körper, die Füße und Beine seitlich und der Rücken entlang der Eierschale aufgerollt. Diese Position wurde bisher nur in Vogeleiern beobachtet – kurz bevor diese schlüpfen. Schaffen es Vogel-Embryos nicht, diese Position einzunehmen, besteht das Risiko, dass sie nicht aus dem Ei entweichen können.
Bisher war dieses Verhalten nur unter Vögeln bekannt. Doch wie die Forscher schlussfolgerten, könnte sich diese Taktik schon unter Dinosauriern vor 10 bis 100 Millionen Jahren entwickelt haben.
Der 27 Zentimeter lange Fund ist ein echter Glücksfall für die Wissenschaft: Dinosaurier-Embryos sind einige der seltensten Fossile und meist unvollständig oder schlecht erhalten. „Wir sind begeistert von der Entdeckung von „Baby Yingliang“, er ist in einem spitzen Zustand erhalten geblieben und hilft uns Antworten über das Wachstum und die Fortpflanzung der Dinosaurier zu finden“, sagt die Erstautorin Fion Waisum Ma.
„Sieht aus wie ein Vogelbaby“
Da das Embryo einen tiefen und zahnlosen Schädel besitzt, zählen die Wissenschaftler ihn zu den Oviraptorosauriern, die eine enger Verwandtschaft zu modernen Vögeln aufweisen. Die Entstehung von Schnäbeln in verschiedenen Formen erlaubten ihnen eine breite Ernährung – ob Fleisch, Pflanzen oder Aas.
„Dieser kleine pränatale Dinosaurier sieht genauso aus wie ein Vogelbaby, das in seinem Ei eingerollt ist, was ein weiterer Hinweis dafür ist, dass sich viele Merkmale, die für die heutigen Vögel charakteristisch sind, zuerst in ihren Dinosaurier-Vorfahren entwickelt haben“, fasst Brusatte den Fund zusammen. Um die Hypothese der Entwicklung des Schlüpfverhalten zu überprüfen, wären erneute Funde von versteinerten Eiern von größter Bedeutung, so die Forscher.
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