Der Schlaf ist für die Regeneration des Körpers von wesentlicher Bedeutung. Nun haben Forscher der Universität Salzburg herausgefunden, dass das menschliche Gehirn auch im Tiefschlaf fremde von bekannten Stimmen unterscheiden kann. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin „Journal of Neuroscience“
17 Probanden hören Stimmen im Salzburger Schlaflabor
Die Wissenschaftler rund um Mohamed S. Ameen vom Labor für Schlaf- und Bewusstseinsforschung der Uni Salzburg nutzten für die Studie ein Schlaflabor, in das sie 17 Probanden im Alter zwischen 20 und 25 Jahren einluden. Während des Schlafs wurden den Versuchsteilnehmern Aufnahmen vorgespielt, die den eigenen Vornamen und zwei andere Vornamen beinhalteten. Dabei wurden die Namen teilweise von einer bekannten Stimme der Versuchsperson eingesprochen, wie etwa dem Partner oder einem Elternteil, und teilweise von fremden Stimmen. Dabei maß ein Elektroenzephalogramm (EEG) die Gehirn-Aktivitäten der Schlafenden. Das überraschende Ergebnis: auch im tiefsten Schlaf reagierte das Gehirn deutlich aktiver auf fremde Stimmen als auf bekannte.
„Wir haben uns im EEG angesehen, wie das Gehirn auf die verschiedenen Stimuli reagiert“, erklärte der Psychologe Ameen gegenüber dem ORF. Die sogenannten K-Komplexe reagierten deutlich sensibler auf fremde Stimmen. Der Wellenausschlag im EEG sei zwar auch dann zu sehen gewesen, wenn etwa ein Elternteil den Vornamen ausgesprochen hatte, jedoch in deutlich verringerter Form. K-Komplexe gelten in der Neurobiologie als besonders wichtige Alarmgeber für den Körper.
Interessanterweise ließ sich keine veränderte Gehirnaktivität feststellen, wenn die Probanden mit dem eigenen Namen konfrontiert wurden oder andere Namen hörten. Somit liegt der Fokus der Aufmerksamkeit eines Schlafenden auf den Geschehnissen seiner unmittelbaren Umgebung. Dabei legen die Ergebnisse aus dem Schlaflabor nahe, dass die Reaktion der Probanden „aus evolutionärer Sicht betrachtet“ ein Schutzmechanismus des Körpers sein könnten, der Gefahren erkennt und entsprechend aktiv wird, denn „im Tiefschlaf sind wir am verwundbarsten“.
„Und heute schlafe ich immer noch am besten ein, wenn nebenbei der Fernseher läuft“
Während sich der Mensch in Urzeiten vor Tieren und anderen Stämmen schützen musste, bringt ein aktives Gehirn während des Schlafs auch heute einen ganz praktischen Nutzen mit sich. Nur so wird etwa sichergestellt, dass man einen läutenden Wecker überhaupt wahrnehmen könne, so Ameen. Dabei finde eine Art Entscheidungsprozess statt, der über die Bedeutung aufgenommener akustische Signale bestimmt. Der wichtige Schlaf soll schließlich nur dann unterbrochen werden, wenn auch tatsächliche Gefahr drohe.
Bei den Experimenten zeigte sich auch eine gewisse Lernfähigkeit der Wahrnehmung. Selbst wenn die Probanden die fremden Stimmen nur während der Schlafphase zu hören bekamen, gewöhnte sich das Gehirn daran und sorgte so nach und nach für deutlich weniger reaktionäre Aktivitäten im EEG. „Je mehr man sich an eine Umgebung gewöhnt, umso besser schläft man“, so Ameen. „Wenn jemand neben einer Bahnstrecke wohnt, wacht er anfangs vielleicht einige Zeit lang vom Geräusch der Züge auf. Nach einiger Zeit hat er sich aber daran gewöhnt und schläft entspannt weiter.“
Dabei hat der Salzburger Psychologe auch noch ein ganz persönliches Beispiel parat. Da er zu Kindestagen häufig nebst einem laufenden Fernseher eingeschlafen war, handele es sich hierbei um eine für ihn sichere Umgebung: „Und heute schlafe ich immer noch am besten ein, wenn nebenbei der Fernseher läuft.“
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