Die Welt der Naturwissenschaften ist faszinierend, jedoch als Laie oder selbst als Experte nicht immer allzu leicht zu entdecken. Nun sorgt ein ambitioniertes Projekt für mehr Zugänglichkeit. Die openVertebrate (oVert) Kooperation, eine fünfjährige Zusammenarbeit zwischen 18 Institutionen, hat 3D-Rekonstruktionen von Wirbeltieren entwickelt und diese im Internet frei verfügbar gemacht. Tausende Tiere können so bis ins kleinste Detail untersucht werden.
13.000 3D-Modelle
Zwischen 2017 und 2023 nahmen die Wissenschaftler CT-Scans von mehr als 13.000 Exemplaren vor. Dabei wurden hochenergetische Röntgenstrahlen eingesetzt, um über das Äußere der Organismen hinauszublicken und den darunterliegenden, dichten Knochenbau zu enthüllen. Unter anderem wurde etwa das Skelett eines Buckelwals digital modelliert, nachdem es aufgrund seiner Größe zuvor in seine Einzelteile zerlegt worden war. „Als die Menschen diese Exemplare gesammelt haben, hatten sie keine Ahnung, was die Zukunft für sie bereithalten würde“, so Edward Stanley, Co-Projektleiter und Wissenschaftler am Florida-Museum in einer Pressemitteilung.
Gran proyecto:
OpenVertebrate (#oVertTCN), una iniciativa entre 18 museos de historia natural que crearon reconstrucciones 3D de miles de especímenes de vertebrados de sus colecciones
Se accede acá: https://t.co/lxsEFMrO42 @davidcblackburn @DrScanley @FloridaMuseum pic.twitter.com/6JxFW8dQVj
— Federico Kukso (@fedkukso) March 6, 2024
Einige der Tiere wurden auch mit einer temporären kontrastverstärkenden Lösung behandelt, die es Forschern ermöglichte, Weichteile wie Haut, Muskeln und andere Organe zu visualisieren. Die Entwickler hoffen, dass sie so der Wissenschaft weltweit neue Forschungsmöglichkeiten bieten können. „Wenn jemand in ein Flugzeug steigen und zu Ihnen reisen muss, um mit Ihnen zusammenzuarbeiten, ist das in vielerlei Hinsicht unerschwinglich“, so David Blackburn, leitender Forscher des oVert-Projekts und Kurator für Herpetologie am Florida Museum. „Jetzt haben wir Wissenschaftler, Lehrer, Studenten und Künstler auf der ganzen Welt, die diese Daten aus der Ferne nutzen“. Eine Lehrerin aus den USA kommentiert etwa: „Es war ein Wendepunkt für meine Evolutionseinheit“. Spezielle Workshops sollen Lehrern auch zukünftig vermitteln, wie sie die Daten in ihren Klassenzimmern verwenden können.
Forschung ohne Abnutzung
Die digitalen Modelle bieten detaillierte Einblicke in innere Teile eines Exemplars, die zuvor nur durch destruktive Zergliederung und Gewebeproben beobachtet werden konnten. „Museen sind ständig in einem Balanceakt“, so Blackburn weiter „Man möchte Exemplare schützen, aber auch ihre Nutzung ermöglichen. oVert ist ein Weg, die Abnutzung von Proben zu reduzieren und gleichzeitig den Zugang zu erhöhen und es ist der nächste logische Schritt in der Mission von Museumssammlungen.“ Nun möchten die Wissenschaftler digitale Tools entwickeln, um die Daten ihrer Sammlung gezielt analysieren zu können.
Bildquelle: CC BY OPENVERTEBRATE