Längst ist der Mensch zu einer Bedrohung für Ökosysteme am Land und im Wasser geworden. Der menschengemachte Klimawandel und eine ausufernde Umweltverschmutzung führen auch in den Ozeanen zum Verschwinden von zahlreichen Arten. Nun hat sich ein Team aus internationalen Forschern zusammengetan, um im Indischen Ozean die Rettung der Weltmeere auszuprobieren. Hierfür wollen sie in einem Experiment künstlichen Waldung verwenden, um den Ökosystemen im Meer eine weitere Nahrungsquelle zu bieten.
Whale Pump fördert die Planktonbildung
In einem ersten Schritt des Centre for Climate Repair der Universität Cambridge soll so analysiert werden können, inwiefern man durch eine solche Düngung Lebensräume für Fische und andere Meeresbewohner wieder habitabel machen könnte. Die Hoffnung ist, dass sich insbesondere Fischbestände erholen und vermehren können. Selbst dem Klimawandel soll durch die ungewöhnliche Methode Einhalt geboten werden können.
Bisher weiß die Wissenschaft, dass Exkremente von Walen für das Leben in den Weltmeeren von großer Bedeutung sind. Sowohl Pflanzen als auch Tiere profitieren von den Nährstoffen, die aus den Überresten der primären Nahrungsquelle der Wale, Krill, gewonnen werden. Die Wale dienen in diesem Zusammenhang als Transporteur der lebenswichtigen Nährstoffe. Schließlich gehen sie in großer Wassertiefe auf die Jagd und verteilen die Überreste der Krustentiere dann durch ihre Exkremente nahe der warmen Wasseroberfläche. Im Kot der Säugetiere lässt sich in der Regel sogar noch die orangene Farbe der Krustentiere ausmachen. Diese sind dann mit Stickstoff angereichert, was wiederum das Wachstum von Plankton fördert. Die sogenannte „Whale Pump“ wurde bereits von Biologen der Universität Harvard entdeckt, die den Nahrungskreislauf erstmalig beschrieben.
Nur noch 5 % des ursprünglichen Walbestands
Wie der Spiegel berichtet, sorgte der Mensch in den vergangenen Jahrhunderten dafür, dass der Kreislauf ins Stocken geraten ist. Heute sollen nur noch 5 % des ursprünglichen Walbestandes in den Ozeanen zu finden sein. Zur Reduzierung der Populationen trug demnach zum einen die Jagd bei, zum anderen aber auch die fortwährende Verschmutzung der Gewässer. Entsprechend sind die Weltmeere im Vergleich zur Vergangenheit heutzutage deutlich nährstoffärmer. Dies führt uns zurück zum Experiment im Indischen Ozean. Künstlicher Dung, der unter anderem aus Reishülsen einer Reisfabrik nahe Goa in Indien gewonnen wird, soll den Tierchen als Futter dienen.
„Wir versuchen, den Ozean wieder zu bevölkern“, so der Leiter des Centre for Climate Repair in Cambridge, David King. „Ich weiß nicht, ob das Experiment die endgültige Antwort sein wird […], aber wir wollen es versuchen, solange es keine potenziellen Schäden für die Ozeane gibt“.
In dem Zentrum werden immer wieder neue Methoden erdacht, um den Klimawandel abzuschwächen. So erhoffen sich die Wissenschaftler auch einen Effekt auf die Erwärmung des Planeten. Sollte durch das künstliche Fischfutter tatsächlich mehr Plankton entstehen, könnten große Populationen des sogenannten Phytoplankton CO2 mittels Fotosynthese aus der Atmosphäre nehmen und es dann zu Kohlenstoff binden. Dieses würde dann durch die Tiere aufgenommen, die das Plankton fressen und sich in den Körpern der Fische ablagern. Wenn diese dann sterben, sinkt es zum Meeresboden und wird letzten Endes Teil davon.
In einem ersten Versuch soll das Experiment auf einer vergleichsweise kleinen Fläche ausgeführt werden. Sollten die Ergebnisse erfolgversprechend sein, dann sollen aber auch größere Flächen mit den künstlichen Fäkalien gedüngt werden.
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