Am 18. und 19. November 2016 veranstaltete die Europäische Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Académie Royale de Belgique in Brüssel eine Konferenz zum Thema Fortschritt in der Wissenschaft, Fortschritt in der Gesellschaft (Progress in Science, Progress in Society). Die Europäische Akademie der Wissenschaften ist eine internationale Non-Profit-Organisation mit dem Ziel, Exzellenz in Wissenschaft und Technologie zu fördern. Sie ist eine Gemeinschaft äußerst ausgewählter, hochrangiger Wissenschaftler aus ganz Europa und offen für eine begrenzte Anzahl nicht-europäischer Wissenschaftler mit starken Forschungsbeziehungen zu Europa.
In den letzten Jahren organisierte die Akademie in Zusammenarbeit mit Universitäten in Europa Konferenzen zu Themen wie Wissenschaft und Ethik (Porto, 2014) und Auswirkungen auf den Klimawandel (Brest, 2015). Im Anschluss an diese multidisziplinären Treffen zu aktuellen Themen war die Konferenz über den Fortschritt der Wissenschaft, Fortschritt in der Gesellschaft, eine sehr wichtige Veranstaltung. Sie ist jetzt veröffentlicht.
Fortschritt ist ein gemeinsames Merkmal der Wissenschaft und der menschlichen Gesellschaften im Allgemeinen. Zweifellos war Wissenschaft und Technologie eine der treibenden Kräfte des materiellen und intellektuellen Fortschritts. Dies sind jedoch nicht die einzigen Kräfte, die auf die Menschheitsgeschichte einwirken, so dass ihre Rolle nicht immer vollständig anerkannt und manchmal sogar abgelehnt wird. Bedeutet Fortschritt in der Wissenschaft letztlich Fortschritt in der Gesellschaft? Wie kann sichergestellt werden, dass der wissenschaftliche Fortschritt sowohl materiell als auch intellektuell für die Gesellschaft von Nutzen ist, und das auch für Menschen, die weit davon entfernt und sozial ausgegrenzt sind?
Es gibt viele Gründe, warum der Wert der Wissenschaft für die Gesellschaft nicht immer voll anerkannt wird. Trotz endloser Bemühungen gibt es aufgrund der sehr elitären Natur der Wissenschaft keine direkten Auswirkungen von der Wissenschaft auf das öffentliche Verständnis von Wissenschaft. Auch in den modernen Industrieländern wächst das Misstrauen gegenüber der Wissenschaft, da die Sensibilität für Risiken zunimmt und in unseren sehr individualistischen Gesellschaften der Vorrang des individuellen Urteils vor objektivem Wissen wächst. Die Diagnose ist recht einfach, die Heilmittel sind nicht so zahlreich: immer wieder Bildung, Selbstreflexion, das Verbinden kritischer und konstruktiver Einstellungen. Die Geschwindigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien, die ein wesentliches Merkmal des heutigen Lebensstils darstellt, ist Teil des Problems, kann aber, wie einer der Mitwirkenden, Yves Poullet, in dem Band schreibt, auch Teil der Lösung sein.
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