Einen Freund im Auto mitnehmen, jemandem etwas zu Essen mitbringen oder einem kranken Familienmitglied zur Seite stehen, all das sind gute Taten, die wir in unserem Alltag womöglich viel zu selten erleben. Eine neue Untersuchung der University of Texas in Austin beweist nun schließlich, dass Menschen unterschätzen, wie sehr sich eine gute Tat auf das Wohlbefinden auswirken kann.
In der Studie, die als Zusammenarbeit der Forscher Amit Kumar und Nicholas Epley entstand, zeigt sich, dass sich derjenige, der eine gute Tat ausführt, weniger auf den Menschen konzentriert, dem er gerade hilft, als auf den Gegenstand oder die Handlung, die er durchführt. Der Empfänger des freundlichen Aktes konzentriert sich hingegen auf das gute Gefühl, welches die erhaltene Hilfe bei ihm auslöst.
75 von 84 Probanden entscheiden sich fürs Verschenken statt Behalten
Um die Verhaltensweisen und die Auffassungen der Beteiligten zu untersuchen, führten die Forscher einige gezielte Analysen durch. Für ein Experiment wurden 84 Teilnehmern im Maggie Daley Park in Chicago eine Tasse heiße Schokolade angeboten. Sie konnten das Getränk selbst behalten, oder es verschenken. 75 Teilnehmer verschenkten die heiße Schokolade.
Die Teilnehmer, die die Schokolade verschenkt hatten, sollten einschätzen, wie sehr sich diese Tat auf die Beschenkten auswirkt. Sie konnten auf einer Skala von -5 bis +5 bewerten. Im Durchschnitt schätzten sie, dass die Empfänger mit einer 2,7 bewerten würde. Doch die Ergebnisse der Empfänger lagen im Durchschnitt bei 3,5. „Sie verstehen, dass sie sich gut fühlen, wenn sie freundlich zu den Menschen sind. Was wir nicht sehen, ist, wie gut sich andere wirklich fühlen“, kommentiert Kumar die Ergebnisse in einer Pressemitteilung. Der „Geber“ der guten Tat werde also durch seine Fokussierung auf die Handlung an sich darin eingeschränkt, etwas prosoziales aus seiner Aktion zu ziehen.
In einem weiteren Experiment nahmen 200 Probanden teil. Diese wurden in zwei Gruppen mit jeweils 100 Personen unterteilt. In der ersten Gruppe erhielten 50 Teilnehmer einen Cupcake als Geschenk für die Teilnahme an der Studie. Sie sollten bewerten, wie sie sich danach fühlen. Die anderen 50 Teilnehmer sollten schätzen, wie die Menschen sich fühlen, nachdem sie einen Cupcake geschenkt bekommen haben. In der zweiten Gruppe erhielten alle 100 Teilnehmer einen Cupcake, mit der Möglichkeit ihn zu verschenken. Die Teilnehmer sollten sowohl ihr eigenes Empfinden als auch das der Beschenkten bewerten.
Auf die Art und Weise kommt es an, nicht auf das Geschenk
Die Ergebnisse der Experimente zeigen, dass die Teilnehmer die Empfindungen der beschenkten Personen etwa gleich bewerten, egal ob sie den Cupcake von einem Fremden oder einem der Forscher erhielten. Die Cupcake-Empfänger hingegen waren glücklicher, wenn sie den Cupcake von einem Fremden als von einem der Forscher erhielten. Diese Erkenntnis zeigt, dass die Art der Übergabe mehr wert ist, als der Gegenstand selbst, den man erhält.
In einem weiteren komplexeren Experiment testeten die Forscher die Teilnehmer auf ihre Großzügigkeit. Alle Probanden erhielten zu Beginn ein Geschenk von den Forschern, oder einem anderen Teilnehmer. Im Anschluss wurden die Teilnehmer aufgefordert 100 Dollar zwischen sich und einem weiteren Teilnehmer der Studie aufzuteilen. Die Probanden, die im Vorfeld ihr Geschenk von einem anderen Teilnehmer und nicht von einem der Forscher erhielten, zeigten ein deutlich großzügigeres Verhalten beim Verteilen des Geldes. In folgendem Video erklärt Kumar dazu: „Es stellt sich heraus, dass Großzügigkeit tatsächlich ansteckend sein kann.“