Im Juli treffen sich die G20-Finanzminister in Brasilien. Erstmalig steht hierbei auch das Thema einer Vermögenssteuer explizit auf der Tagesordnung. Mit ihr sollen Reiche und Superreiche stärker in die Verantwortung genommen und globalen Ungerechtigkeiten entgegengewirkt werden. Da kommt eine neue Umfrage gerade recht, die einen bemerkenswerten Konsens unter den Bürgern der größten Volkswirtschaften der Welt offenbart: Besteuert die Reichen.
Eindeutige Studienergebnisse
Die von Earth4All und der Global Commons Alliance in Auftrag gegebene und von Ipsos durchgeführte Umfrage untersuchte die Einstellungen erwachsener Bürger in 18 G20-Ländern und zeigt, dass eine deutliche Mehrheit von 68% der Erwachsenen eine Vermögenssteuer für wohlhabende Menschen als Mittel zur Finanzierung größerer wirtschaftlicher und lebensstilbezogener Veränderungen unterstützt. Lediglich 11% sprechen sich dagegen aus.
Owen Gaffney, Co-Leiter von Earth4All, interpretiert diese Ergebnisse in einer Mitteilung als klare Botschaft an die Politik: „Die überwältigende Mehrheit der von uns Befragten in den größten Volkswirtschaften der Welt ist der Meinung, dass in diesem Jahrzehnt sofort wichtige Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Natur zu schützen. Gleichzeitig haben viele das Gefühl, dass die Wirtschaft nicht für sie arbeitet, und wünschen sich politische und wirtschaftliche Reformen. Es ist möglich, dass dies den Aufstieg populistischer Führer erklären könnte.“
Weltweite Mehrheiten für Vermögenssteuer
Die Unterstützung für eine Vermögenssteuer ist in Indonesien mit 86% am höchsten, gefolgt von der Türkei (78%), Großbritannien (77%) und Indien (74%). Selbst in Ländern mit der geringsten Unterstützung – Saudi-Arabien und Argentinien – befürworten immer noch mehr als die Hälfte der Befragten den Vorschlag mit jeweils 54%. „Unsere Umfrageergebnisse liefern ein klares Mandat der Befragten in den G20-Ländern: Umverteilung des Wohlstands. Mehr Gleichheit wird zu stärkeren Demokratien führen, um einen fairen Wandel für einen stabileren Planeten voranzutreiben“, so Gaffney weiter.
Die Forscher erkundeten die Unterstützung für verschiedene wirtschaftliche und politische Reformen, einschließlich Initiativen für grüne Energie, allgemeine Gesundheitsversorgung und Stärkung der Arbeitnehmerrechte. Selbst weniger populäre Vorschläge, wie ein bedingungsloses Grundeinkommen und Investitionen in Bürgerversammlungen, fanden bei etwa der Hälfte der Befragten Unterstützung. Jane Madgwick, Exekutivdirektorin der Global Commons Alliance, kommentiert: „Die Wissenschaft fordert einen großen Sprung, um die planetarische Krise, den Klimawandel und den Schutz der Natur anzugehen. Und 71% der Bürger in 18 befragten G20-Ländern unterstützen sofortige Maßnahmen innerhalb des nächsten Jahrzehnts, um die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.“
Bürger vertrauen ihren Regierungen nicht
Interessanterweise offenbarte die Umfrage auch ein erhebliches Vertrauensdefizit gegenüber Regierungen. Nur 39% der Menschen in den befragten G20-Ländern glauben, dass ihrer Regierung zugetraut werden kann, Entscheidungen zum Wohle der Mehrheit zu treffen. Noch weniger (37%) vertrauen darauf, dass ihre Regierung vorteilhafte langfristige Entscheidungen für die nächsten 20 bis 30 Jahre trifft.
Gleichzeitig waren 68% der Befragten der Meinung, dass die Wirtschaft ihres Landes die Gesundheit und das Wohlergehen von Menschen und Natur priorisieren sollte, anstatt sich ausschließlich auf Profit und Vermögenssteigerung zu konzentrieren. Darüber hinaus stimmen 62% zu, dass der wirtschaftliche Erfolg eines Landes an der Gesundheit und dem Wohlergehen seiner Bürger gemessen werden sollte, nicht am Wirtschaftswachstum.
„Diese Umfrage beweist einmal mehr, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in den G20-Ländern der Meinung ist, dass es an der Zeit ist für eine Wirtschaft, die für mehr Wohlstand, mehr Lösungen für das Klima und weniger Ungleichheit sorgt“, Sandrine Dixson-Declève, geschäftsführende Vorsitzende von Earth4All und Co-Präsidentin des Club of Rome, sagte: „Die Ergebnisse zeigen aber auch einen Mangel an Vertrauen in die Regierungen, insbesondere in Europa. Angesichts der jüngsten Europawahlen, die sich in Richtung der radikalen Rechten bewegt haben, müssen wir die Regierungen zur Rechenschaft ziehen, damit sie eine Wirtschaft einführen, die gleichzeitig den Menschen und dem Planeten dient.“
Bild von FlyFin Inc auf Pixabay