Menschenrechte werden weltweit weitestgehend missachtet. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Global Rights Project (GRIP) der University of Rhode Island. Die Forscher nutzten für ihre Untersuchungen ein umfassendes Set aus Daten zu Menschenrechten, um die globalen Praktiken auf einer 100-Punkte-Skala zu bewerten. 60 % der Länder erhielten die schlechteste Note ‚F‘ (0 bis 59 Punkte), während nur etwa 20 % die Noten ‚A‘ oder ‚B‘ (80 bis 100 Punkte) erreichte. Der globale Durchschnitt lag bei gerade mal 50.
„Wir zeigen, dass die meisten Länder der Welt es versäumen, die grundlegenden Rechte ihrer Bürger zu schützen“, so Skip Mark, Assistenzprofessor für Politikwissenschaft an der URI und Direktor des Center for Nonviolence and Peace Studies in einer Pressemitteilung. „Wir denken, dass diese Ergebnisse deutlich machen, dass noch viel Arbeit zu leisten ist, um sicherzustellen, dass alle Menschen die Chance haben, ein Leben in Würde und Respekt zu führen. Wir hoffen, dass objektive Maßnahmen der Menschenrechtspraktiken in diesem Bericht eine Ressource für Entscheidungsträger, Nichtregierungsorganisationen, Forscher und alle anderen sein werden, die sich für die Verbesserung der Menschenrechte weltweit interessieren.“
25 individuelle Menschenrechte untersucht
Die untersuchten Rechte umfassen physische Integritätsrechte wie die Freiheit vor Folter oder politischer Inhaftierung, Befähigungsrechte wie die Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Arbeitsrechte wie das Recht auf Gewerkschaftsbildung und die Freiheit vor Kinderarbeit sowie Justizrechte und dabei das Recht auf ein faires Verfahren.
„Es ist mindestens 40 Jahre her, seit es einen jährlichen Menschenrechtsbericht für alle Nationen der Welt gegeben hat“, so David Cingranelli, Professor an der Binghamton University und Co-Leiter des CIRGHTS Data Project. „Dieser Bericht gibt uns ein objektives Maß für Menschenrechte unter Verwendung einer transparenten und reproduzierbaren Methodik.“
Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf das CIRIGHTS Data Project zurück, dem größten quantitativen Menschenrechtsdatenset der Welt. Hierin sind Menschenrechtsberichte des US-Außenministeriums, von Amnesty International, der Vereinten Nationen und anderen Quellen enthalten. Somit sollen möglichst objektive Einschätzungen für jedes anerkannte Menschenrecht erreicht werden.
Wohlstand wichtiger als Staatsform
Die Forscher untersuchten auch die Merkmale von Ländern, die mit besseren oder schlechteren Menschenrechten korreliert sind. Dabei stellten sie fest, dass Demokratien deutlich bessere GRIP-Werte aufweisen als Autokratien. Die Differenz beträgt rund 24 bis 27 Punkte. Auch Länder mit geringer Bevölkerungsdichte neigen zu einer besseren Menschenrechtslage, wobei kleinere Länder im Vergleich 30 bis 35 Punkte mehr erreichen können als größere. Den größten Faktor macht allerdings der Wohlstand aus. So liegt die Menschenrechtsnote wohlhabender Nationen im Durchschnitt 34 bis 40 Punkte höher als die von armen Ländern.
Die bestplatzierten Länder sind Finnland (98), Australien (92), Estland (92), Schweden (92) und Österreich (90). Auf den letzten Plätzen liegen Iran (0), Syrien (6), Jemen (8), Venezuela (12) und Ägypten (14). Deutschland erreicht im Bericht eine Punktzahl von 80.
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