„Liebeslieder“ haben Forscher zu neuen Populationen von Skywalker-Gibbons in Myanmar geführt. Damit ist das geografische Verbreitungsgebiet dieser gefährdeten Primatenart größer als bislang gedacht. Laut der Studie, die in der Zeitschrift „International Journal of Primatology“ veröffentlicht wurde, sind die Skywalker-Gibbons also anpassungsfähiger als bisher angenommen. Bedroht bleiben sie allerdings weiterhin.
Neue Erkenntnisse über Skywalker-Gibbons
Skywalker-Gibbon-Paare wachen jeden Morgen auf und „singen“ füreinander. Diese morgendlichen Liebeslieder, die über weite Strecken zu hören sind, halfen den Wissenschaftlern, das größte bekannte Vorkommen der gefährdeten Affenart auf der Erde zu bestätigen. Als Wissenschaftler im Jahr 2017 Skywalker-Gibbons als eigene Art identifizierten (und nach der Star Wars-Figur benannten), waren weniger als 200 Individuen bekannt, die alle im Südwesten Chinas lebten. Schätzungen aus dem Jahr 2013 gingen hingegen von 65.000 Tieren in Myanmar aus.
Die Forscher vermuteten, dass die Primaten zwischen zwei Flüssen im Westen und einem weiteren im Osten in Myanmar leben, da sie nicht schwimmen können. Diese Theorie blieb jedoch bis zu dieser Studie unbestätigt. Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit zivilen und ethnischen Unruhen sowie einer globalen Pandemie haben die Primatenuntersuchungen in Myanmar, insbesondere durch ausländische Wissenschaftler, eingeschränkt. Dennoch gelang es dem Feldforschungsteam zwischen Dezember 2021 und März 2023, akustische Überwachungssysteme einzurichten, um jeden Morgen die Liebeslieder der Skywalker-Gibbons zu hören, ihre Soli und Duetts aufzuzeichnen sowie deren Anfangs- und Endzeiten zu dokumentieren.
Affenart bleibt bedroht
Für ihre Untersuchungen sammelten die Wissenschaftler dann gekaute Pflanzen und Früchte der Gibbons und führten genetische Analysen durch, um die Art zu bestätigen. Darüber hinaus wurden Fotografien untersucht, um charakteristische Merkmale von anderen Gibbonarten zu unterscheiden. „Wir konnten 44 neue Gruppen von Skywalker-Gibbons in Myanmar genetisch identifizieren“, so die Hauptautorin Tierra Smiley Evans, die am One Health Institute der UC Davis School of Veterinary Medicine forscht. „Dies ist eine große Ressource und eine Erfolgsgeschichte für Myanmar.“ Dabei fanden die Forscher heraus, dass die Gibbons in verschiedenen Regionen Myanmars, einschließlich Kachin und Shan, in degradierten Wäldern und in viel niedrigeren Höhen als erwartet, vorkommen.
Die Studie wurde von einem interdisziplinären Team durchgeführt, das Co-Autoren von verschiedenen Institutionen, darunter die University College London, die Zoological Society of London, das German Primate Center und die California National Primate Research Center, umfasste. Obwohl die Populationsschätzungen der Skywalker-Gibbons durch diese Entdeckung erhöht wurden, bleiben der anhaltende Habitatverlust und menschliche Konflikte in Myanmar weiterhin eine Bedrohung für die Art. Die Autoren der Studie empfehlen daher, dass die Art ihren Status als gefährdet behält und ihr Lebensraum in Myanmar für den Status eines Schutzgebiets in Betracht gezogen wird.