Eine neue Studie der Universität von Minnesota zeigt menschliche Einflüsse auf die Sterblichkeit von Wölfen in den USA. Demnach erhöht der Mensch das Sterberisiko der Tiere um mehr als ein Drittel.
Zunehmend Menschen-verursachte Totfunde
Die Anwesenheit des Menschen hat in allen Gebieten der Erde Einflüsse auf den Lebensraum der dort lebenden Tiere. Der früher auch in Deutschland heimische Wolf gilt in den meisten Gebieten des Landes größtenteils als ausgerottet. Nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) leben derzeit in ganz Deutschland lediglich 161 beständige Wolfsrudel. Dabei ist die Zahl der toten gefundenen Tiere innerhalb der letzten Jahre etwas angestiegen, berichtet die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf. So sind die letzten zehn gemeldeten Wölfe durch Verkehrsunfälle getötet worden.
Eine Studie des Frontiers in Ecology and the Environment wollte es nun genauer wissen und untersuchte Daten von Grauwolfsrudeln in fünf US-Nationalparks, darunter der bekannte Yellowstone National Park. Dabei verglichen die Biologen die Entwicklung von Wolfsrudeln, in denen mindestens ein Rudelmitglied durch menschliche Einflüsse getötet wurde, mit Rudeln, in denen keine Mitglieder durch menschliche Einflüsse starben.
Einflüsse auf Rudelzusammenhalt und Reproduktion der Rudel
Das Team des Voyageur Wolf Projects der University of Minnesota identifizierte zwei biologische Prozesse des Grauwolfs, die sich von der Populationsgröße unterschieden: die Rudelpersistenz und Reproduktion. Dabei stellten sie fest, dass die vom Menschen verursachte Sterblichkeit zu Instabilitäten in den Wolfsrudeln führen kann. Die Größe eines Wolfsrudels ist für fast alle Aspekte der Lebensgeschichte von Wölfen entscheidend, von der Jagd auf Beute über die Aufzucht von Jungtieren bis hin zur Erholung von Krankheiten.
Die Ergebnisse identifizieren den Menschen als eine wesentliche Ursache für die Sterblichkeit von Wölfen, die überwiegend in Nationalparks leben. „Wir fanden heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rudel überlebt und sich fortpflanzt, mit zunehmender Zahl der vom Menschen verursachten Todesfälle abnimmt“, erklärt Kira Cassidy, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Yellowstone Nationalpark.
Die vom Menschen verursachte Sterblichkeit mache dabei 36 % der mit einem Halsband versehenen Wölfe aus. Beim Tod eines Rudelführers waren die Auswirkungen noch deutlicher: die Chance, dass das Rudel bis zum Jahresende zusammenbleibt, sank um 73 % und die Reproduktion um 49 %.
Wilderei als häufige Todesursache der Wölfe
Gerade in den USA besteht für Wölfe, die außerhalb der Grenzen eines Nationalparks entdeckt werden, ein hohes Risiko illegal gewildert zu werden. Obwohl sich die Studie auf Grauwölfe konzentriert, die in erster Linie innerhalb von Nationalparks und Schutzgebieten lebten, dokumentierten die Forschenden ein hohes Maß an durch den Menschen verursachter Sterblichkeit, von denen die meisten außerhalb der Grenzen von Schutzgebieten auftraten.
Diese Ergebnisse verdeutlichen den Bedarf an behördenübergreifenden Maßnahmen des Wolfsmanagements. Eine Begrenzung der durch den Menschen verursachten Sterblichkeit sei laut den Forschern möglich, wenn man sich um behördenübergreifende Ziele bemüht. So können in Gebieten mit höherem Wolfsvorkommen reduzierte Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Querungshilfen für Straßen eingeführt werden und rechtliche Konsequenzen für Wilderei müssten streng ausfallen, fordert das Team um Kira Cassidy.
Bild von Christel SAGNIEZ auf Pixabay