Beim täglichen Einkauf dürften die Meisten davon ausgehen, dass die Materialien, in die etwa Nahrungsmittel verpackt werden, sicher sind. Doch eine neue Studie des University College London (UCL) stellt diese Annahme infrage. Die Studie ergab, dass die meisten Chemikalien, die in Materialien gefunden werden, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, nicht absichtlich während des Herstellungsprozesses des Materials hinzugefügt werden. Sie sind derzeit in den meisten Fällen noch nicht einmal für den Kontakt mit Lebensmitteln notiert, geschweige denn offiziell zugelassen und gelistet.
Wechselwirkungen sorgen für Mehrheit der chemischen Verbindungen
In einer Publikation, die am 19. Mai in der Fachzeitschrift Critical Reviews in Food Science and Nutrition erschienen ist, werteten die Wissenschaftler die Ergebnisse einer Untersuchung von 2.881 Lebensmittelkontakt-Chemikalien (FCC) aus, die aus sechs Arten von Lebensmittelkontaktmaterialien (FCM) in Lebensmittel oder Getränke übergehen können. Zu diesen Gruppen gehören Kunststoffe, Papier und Pappe, Metalle, Multimaterialien, Glas und Keramik.
Von den insgesamt gefundenen FCC wurden lediglich 1.013 (knapp mehr als ein Drittel) offiziell gelistet. Von ihnen war bereits im Voraus bekannt, dass sie im Herstellungsprozess verwendet werden. Der Rest entstand wohl erst im Laufe der Fertigung aufgrund von Wechselwirkungen.
Co-Autorin der Studie Dr. Olwenn Martin erklärte in einer Pressemitteilung der UCL: „Wir waren überrascht, dass es nur eine so geringe Überschneidung zwischen den nachgewiesenen und den als absichtlich verwendet aufgeführten Chemikalien gab […]. Obwohl wir FCCs einzeln betrachten, sind wir in Wirklichkeit ständig Mischungen – oder Cocktails – von Chemikalien ausgesetzt, die in unsere Lebensmittel übergehen, daher ist es wichtig, dass wir auch die Auswirkungen dieser Mischungen auf den Menschen untersuchen“.
Neue Datenbank soll Transparenz erhöhen
Eine neue Datenbank der gemeinnützigen Stiftung Food Packaging Forum (FPF) greift die Ergebnisse der Studie auf und stellt Informationen aus 1.210 bestehenden Studien über Tausende von Chemikalien, die in Lebensmittelverpackungen enthalten sind, der Öffentlichkeit zur Verfügung. Von allen untersuchten Materialien wurde Kunststoff am häufigsten untersucht, wobei insgesamt 1.975 FCCs mit Plastik in Verbindung gebracht wurden.
Im Online-Mapping-Tool „Database on Migrating and Extractable Food Contact Chemicals“ sind die Erkenntnisse von Wissenschaftlern des FPF mit denen von acht akademischen Einrichtungen in Europa und Nordamerika zusammengefasst.
Die neuen Daten sollen für die Bestimmung von Risiken für die menschliche Gesundheit von entscheidender Bedeutung sein und bei der Entwicklung von ungefährlichen Materialien und somit einer sichereren Kreislaufwirtschaft führen.
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