Dass die Welt ein Problem mit Plastik hat, ist mittlerweile bekannt. Jedoch hat eine neue Studie aus Japan nun herausgefunden, dass die Mehrheit der Plastikteile überhaupt nicht sichtbar sind. Sie entziehen sich unseres Blickes, weil sie entweder zu Mikroplastik zerkleinert werden oder schlicht in die Tiefsee absinken. Ganze zwei Drittel des Plastikmülls sollen von dieser Unsichtbarkeit betroffen sein.
25 Tonnen Plastik im Meer, 540 Millionen Tonnen an Land
Wie das Forscherteam der Kyushu Universität in „Science of the Total Environment“ schreibt, sollen derzeit 25 Millionen Tonnen an Plastik bereits in den Ozeanen treiben. Dabei soll das große Unheil allerdings noch bevorstehen. 540 Millionen Tonnen an Kunststoffen würden derzeit einfach herumliegen, oder in ungesicherten Deponien und wilden Müllkippen gelagert werden. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis dieser Plastikmüll ebenfalls im Meer landet, so die Forscher rund um Teamleiter Atsuhiko Isobe. „Wir konnten die Plastikmenge im Meer abschätzen, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs dieses Mülls auf der Erde“, so Isobe.
Ihre Ergebnisse waren das Resultat der Anwendung diverser Modelle, die den nicht mehr sichtbaren Plastikmüll in den Meeren des Planeten schätzten. Dabei spielte sowohl der Wind eine Rolle, der bei der Nachverfolgung der Bewegung von Kunststoffteilchen berücksichtigt werden musste, als auch der Verfall der Materialien selbst. Ebenfalls berücksichtigten die Wissenschaftler diverse Statistiken aus anderen Studien. So ließen sie etwa Daten zur globalen Produktion an Kunststoffen einfließen, aber auch zur Fischerei. Tatsächlich gehen die Forscher davon aus, dass mindestens 20 % der Plastikabfälle im Meer auf die Fischerei zurückfallen dürfte.
PET und PVC sinkt ab und verschwindet in der Tiefsee
Der Studie zufolge sind die wirklich sichtbaren Kunststoffe wie große Plastikteile und auch Mikroplastik, das auf der Wasseroberfläche schwimmt, nur mit je 3 % zu den gesamten Umweltbelastungen zu rechnen. Rund ein Viertel des Plastikmülls in den Meeren würde wieder an die Küste gespült werden. Alles andere entzieht sich den Augen der Menschen.
Besonders Polyethylenterephthalat (PET) und Polyvinylchlorid (PVC), die als schwere Kunststoffe gelten, lagern sich auf dem Meeresgrund ab. Außerdem entsteht mehr und mehr Mikroplastik, das über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte von den Stränden weggespült wurde und seinen Weg in die entlegensten Gegenden der Ozeane fand. Sowohl im Marianengraben als auch an den Polen finden sich Spuren der Kunststoffe.
Nun möchten die japanischen Wissenschaftler gezielt herausfinden, wo genau die 540 Millionen Tonnen Plastikmüll an Land zu finden sind. „Das wird eine Herkulesaufgabe. Auf dem Gebiet der terrestrischen Kunststoffe sind bisher nur wenige Fortschritte erzielt worden, weil es an Beobachtungsmethoden fehlt“, so Isobe.
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