Seit Jahren warnen Wissenschaftler vor der Erderwärmung. Die Welt reagierte in Paris mit einem Klimaziel von maximal 1,5 Grad. 191 Länder einigten sich auf dieses viel beklatschte Klimaziel. Nun stellt sich allerdings heraus, dass hinter den Worten zahlreicher Regierungen bislang nichts als warme Luft steckt. Nach einem neuen dramatischen Klimabericht der Vereinten Nationen warnt der UN-Generalsekretär António Guterres entsprechend vor einer Erwärmung von 2,7 Grad, die dem Planeten droht.
UN-Generalsekretär: Staaten brechen ihre Versprechen
Im November steht die nächste Klimakonferenz in Glasgow an und der UN-Boss verdeutlicht die Verantwortung der Staaten: „Damit wird das vor sechs Jahren gemachte Versprechen gebrochen, das 1,5 Grad-Celsius-Ziel des Pariser Abkommens zu verfolgen“, so Guterres vor Pressevertretern in New York. „Die Nichterreichung dieses Ziels wird sich am massiven Verlust von Menschenleben und Existenzgrundlagen messen lassen.“
So bestehe ein echtes Risiko, dass die kommende Klimakonferenz in Glasgow scheitern könnte. Zwar gibt es nach wie vor Hoffnung, dass Pariser Ziel zu erreichen. Allerdings sei hierfür eine aktive Politik, die Treibhausgase bekämpft, erforderlich. Aktuell befinde sich die Welt nach Guterres in jedem Fall auf einem „katastrophalem Weg“.
G20 für 75 Prozent der Emissionen verantwortlich
Auch der US-amerikanische Präsident Joe Biden äußerte sich in einer Video-Konferenz mit Regierungschefs ähnlich: „Wir haben nicht viel Zeit. […] Wir alle müssen handeln, und wir müssen jetzt handeln.“ Auch die anstehende Konferenz in Glasgow sei demnach nur eine Etappe auf dem Weg zu mehr Klimaschutz. Bislang konnten allerlei Absichtsbekundungen und Erklärungen auch die USA jedoch nicht wirklich zu einer proaktiven Politik bewegen. Die G20 allein stoßen derzeit rund 75 Prozent aller globalen Emissionen aus. Bis auf Großbritannien verfehlen laut der Nachhaltigkeitsplattform Utopia alle anderen Staaten ihre Ziele.
Wie dringlich die Sachlage mittlerweile ist, liefert der Bericht der Vereinten Nationen, den ihr Klimasekretariat zu dem Kommentar veranlasste, dass die Staaten „ihre Klimaanstrengungen dringend verdoppeln müssen.“ Nur dann sei das Pariser Klimaziel einer Erderwärmung von 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts noch realistisch.
Wissenschaftler müssen Klimaprognose um zehn Jahre anpassen
Aus dem Klimabericht geht hervor, dass die Welt ihre globalen Emissionen im Vergleich zu 2010 um 45 Prozent senken müsste. Ein realistisches Szenario geht jedoch davon aus, dass die globale Klimabelastung bis ins Jahr 2030 um rund 16 Prozent anwachsen würde. Bereits heute sei der Planet etwa 1,2 Grad wärmer als zur vorindustriellen Zeit. Erst vergangenen Monat warnten Zahlen des Weltklimarats vor einer Fehleinschätzung der Lage.
Bislang wurde davon ausgegangen, dass die 1,5 Grad Celsius Marke im Jahr 2040 erreicht werden würde. Der Weltklimarat korrigierte die Prognose nun um ganze zehn Jahre. Demnach könnten bereits 2030 die Pariser Klimaziele ihre angepeilte Maximaltemperatur erreicht haben.
„Treibhausgasemissionen bewegen sich in die falsche Richtung“
Dabei handelt es sich nicht um eine Korrektur, die einige alte Einschätzungen revidiert. Die bisherigen Annahmen von der Temperaturentwicklung des Planeten waren erst drei Jahre alt. „Die Gesamtzahlen der Treibhausgasemissionen bewegen sich in die falsche Richtung“, kommentierte UN-Klimachefin Patricia Espinosa die Situation nüchtern. 113 der 191 Länder hätten bislang ihre nationalen Klima-Strategien erst angepasst, wie im Pariser Abkommen schon für das Jahr 2020 ausgemacht wurde.
Ohne eine unmittelbare und drastische Anpassung der globalen Klimapolitik dürfte der Erde ein hartes Szenario drohen. Viel Hoffnung ruht daher auf der kommenden Klimakonferenz, die in Glasgow mehr als nur Worte liefern soll. Verbindliche Verträge wären für ein Erreichen der Klimaziele ein wertvoller Schritt.