In einem kühnen Plan, der mit das älteste Leben auf der Erde ans Licht bringen könnte, bereiten sich US-Forscher darauf vor, einen Salzkristall aufzubrechen, der schätzungsweise 830 Millionen Jahre alte noch aktive Lebensformen beherbergen könnte. Über die Untersuchung der eingeschlossenen Organismen erhoffen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse über den Ursprung des Lebens auf der Erde und potenziell auch auf anderen Planeten.
Moderne bildgebende Verfahren geben Hinweise auf Leben im Kristall
Die Salzkristalle, Halite genannt, enthalten eine Flüssigkeit aus der Zeit, in der sich das Mineral ursprünglich bildete, und die Wissenschaftler können bislang nur vermuten, dass die sonderbaren Formen, die im Inneren des Kristalls eingeschlossen sind, Mikroorganismen sind. Sichtbar gemacht wurden diese Geheimnisse dank bildgebender Verfahren. Die Geologen der West Virginia University konnten so in die Substanzen blicken und stellten Ähnlichkeiten zu organischen Feststoffen und Flüssigkeiten fest. Die winzigen Objekte entsprachen in Größe, Form und Fluoreszenzverhalten Algen und Prokaryoten, also einfachen Einzellern.
Die besagten Flüssigkeiten „dienen als Mikrohabitat für eingeschlossene Mikroorganismen und ermöglichen eine außergewöhnliche Konservierung organischer Materie über lange Zeiträume hinweg“, so die Wissenschaftler in einem Anfang dieses Monats veröffentlichten Beitrag im Fachmagazin Geology
Halitkristalle sind häufig in salzhaltigen Oberflächengewässern zu finden und können diese Flüssigkeiten in sich einschließen, während sie wachsen. Dazu gehören auch Feststoffe, die sich im Wasser befanden und die für die Forschung nun von Nutzen sein könnten. Die Wissenschaftler, die diese Halitkristalle in Zentralaustralien entdeckten, glauben, dass in den Kristallen noch Organismen in einem ruhenden Zustand lebensfähig sein könnten. „Sie könnten immer noch in diesem 830 Millionen Jahre alten Mikrohabitat überleben“, äußert sich etwa die Forscherin Kathy Benison gegenüber dem National Public Radio.
Bedingungen wie auf dem Mars
Bereits frühere Untersuchungen zu extremen Umgebungen haben ergeben, dass einige Organismen in einen „Winterschlaf“ gehen können, um am Leben zu bleiben, indem sie ihre biologischen Aktivitäten einstellen. Die Organismen in den Halitkristallen könnten Aufschluss darüber geben, wie Leben unter extremen Bedingungen überleben kann. Die Forschung könnte gar Auswirkungen auf die Astrobiologie und die Suche nach Leben auf anderen Planeten haben.
So ziehen die Geologen Vergleiche zum Mars, wo theoretisch ähnliche Kristalle entstehen könnten. „Die Ergebnisse unserer Studie deuten auf die Möglichkeit hin, dass ähnliche Biosignaturen auf dem Mars langfristig erhalten bleiben“, so die Forscher. „Mikroorganismen, die möglicherweise in der Vergangenheit in den Oberflächenlaugen auf dem Mars existierten, könnten als Mikrofossilien in chemischen Sedimentgesteinen eingeschlossen sein“.
Sollten sich die Mikroorganismen tatsächlich als lebendig erweisen, wäre dies eine außergewöhnliche Entdeckung, die Aufschluss über die Ursprünge des Lebens auf der Erde und die Möglichkeit von Leben auf anderen Planeten geben könnte. Die Forscher untersuchen die Halitkristalle nun zunächst sorgfältig, um sie dann zu öffnen. Dabei müsse man aber keine Sorgen haben, dass dem Kristall Kreaturen aus der Urzeit entfliehen könnten, beschwichtigen die Geologen.
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