Wissenschaftler und Hobby-Astronomen berichten von einem rapiden Rückgang sichtbarer Sterne am Nachthimmel zwischen 2011 und 2022. Grund dafür ist ein beunruhigender Anstieg des vom Menschen verursachten künstlichen Lichts.
Der Nachthimmel wird immer heller
Über einem Großteil der Landoberfläche geht der Nachthimmel nach Sonnenuntergang nicht mehr vollständig in Sternen- und Mondlicht über. Stattdessen erstrahlt der Himmel in einer Dämmerung, die durch das künstliche Licht der Straßenbeleuchtungen und Häuser verursacht wird. Ein Team aus Wissenschaftlern hat die Aufhellung zwischen 2011 und 2022 untersucht, und dabei festgestellt, dass die Sichtbarkeit von Sternen weltweit rapide abnimmt.
Die künstliche Aufhellung des Nachthimmels gilt als eine Form der Lichtverschmutzung. Die globalen Auswirkungen sind dabei noch nicht ausreichend erforscht. Viele der verhaltensmäßigen und physiologischen Prozesse des Lebens sind jedoch an tägliche Zyklen gebunden. Die Forschungsgruppe um Christopher Kyba vermutet daher, dass sich das Himmelslicht auf Pflanzen, Tiere und deren Interaktionen auswirken kann.
Die Strahlkraft des sogenannten Himmelsglühens nahm während eines Großteils des 20. Jahrhunderts exponentiell zu, was auf „das Bevölkerungswachstum, die Ausdehnung der Siedlungen und den Einsatz neuer Beleuchtungstechnologien“ zurückzuführen ist, wie das Team im Fachjournal Science erklärt. Satelliten können das nach oben abgestrahlte Licht nur bedingt messen, da sie nicht für alle von LED-Beleuchtung erzeugten Wellenlängen empfindlich sind.
Beobachtungen mit bloßem Auge
Das Team um Christopher Kyba nutzte daher Daten von Bürgern, um zu messen, wie die Lichtverschmutzung die Sicht der Menschen auf die Sterne weltweit beeinträchtigt. Dafür wurden im Rahmen des Projekts Globe at Night 51.351 Beobachtungen zur Sichtbarkeit von Sternen mit bloßem Auge untersucht. Den Teilnehmenden wurden Karten des Himmels mit unterschiedlichen Lichtverschmutzungsgraden vorgelegt, und sie sollten zeigen, welche dem Nachthimmel an ihrem Standort entspricht. Aus den Daten geht hervor, dass der Nachthimmel um 9,6 % pro Jahr heller wurde, was einer Verdoppelung der Himmelshelligkeit alle acht Jahre entspricht.
„Für einen Zeitraum von 18 Jahren würde diese Veränderungsrate die Himmelshelligkeit um mehr als den Faktor 4 erhöhen. An einem Ort mit 250 sichtbaren Sternen würde sich diese Zahl im selben Zeitraum auf 100 sichtbare Sterne verringern“, so Kyba in der Veröffentlichung.
Die künstliche Erhellung der Nacht durch den Menschen hängt mit verschiedenen sozialen, wirtschaftlichen und technologischen Prozessen zusammen, weshalb sich die Ausdehnung des Himmelslichts innerhalb und zwischen den Ländern unterscheidet. Einige wirksame Methoden zur Verringerung der Lichtverschmutzung seien nach Angaben der Wissenschaftler zwar gut bekannt, haben sich jedoch auf globaler Ebene noch nicht ausreichend durchgesetzt. Ein verstärktes Bewusstsein für die Lichtverschmutzung könne dazu führen, dass mehr Maßnahmen zur Eindämmung der Lichtverschmutzung ergriffen werden.