Der internationale Ausbau des 5G-Netzes schreitet rasch voran. Wie „Ericsson“-Daten zeigen, beläuft sich die Anzahl der Anschlüsse im Jahr 2020 weltweit auf 190,5 Millionen. Bis zum Jahr 2025 könnten es bereits 2,79 Milliarden sein, so die Prognose der Analysten. Allerdings zeigen sich große regionale Differenzen – während Asien den Ausbau intensiv vorantreibt, hinken Europa und Deutschland hinterher. Die Fraunhofer-Gesellschaft e.V. mahnt zu Wachsamkeit.
Zwar gilt 5G als Nachfolger von 4G (LTE) – allerdings betont die Fraunhofer-Gesellschaft in einem Positionspapier, dass die neue Technologie „wesentlich mehr als nur ein neuer Mobilfunkstandard“ sei. Demnach handle es sich bei 5G um die Grundlage für die Digitalisierung zahlreicher Lebensbereiche. Auch für das autonome Fahren sowie die Implementierung in der Industrie 4.0 sei die neue Mobilfunktechnologie wegweisend. Nach Prof. Dr. Thomas Magedanz vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme kann die Bedeutung kaum überschätzt werden: „5G ist eine disruptive Technologie. Sie wird den dynamischen Aufbau von Betrieb und Kommunikationsnetzen und die sichere Vernetzung von Dingen und Menschen stark vereinfachen und in allen möglichen Branchen einziehen“.
Die Fraunhofer-Gesellschaft benennt in dem Positionspapier drei große Bereiche, in denen 5G eine große Rolle spielen wird. Bei Enhanced Mobile Broadband (eMBB) komme es auf den Durchsatz an, was unter anderem beim Videostreaming wichtig sei. Im Bereich des Massive Internet of Things (MIoT) gehe es darum, dass Millionen von Geräten miteinander kommunizieren und Daten austauschen. Bei Mission Critical IoT (URLLC) gehe es hingegen um die konkrete Anwendung bei der Industrie 4.0 und um die Vernetzung von Maschinen, Bauteilen und Steuersoftware.
Zögerliches Handeln könnte sich rächen
Nicht zuletzt in Deutschland wurde in den letzten Monaten intensiv über den 5G-Ausbau diskutiert. Befürchtet werden vor allem Sicherheitslücken. Zahlreiche politische Entscheidungsträger forderten, den chinesischen Technologiekonzern Huawei bei der Auftragsvergabe auszuschließen. Die US-Regierung bezichtigt den Konzern, für den chinesischen Staat spionieren zu wollen. Nach Einschätzung der Fraunhofer-Gesellschaft könne das Risiko der Spionage zwar nie vollständig beseitigt werden. Allerdings, so das Fazit, könne ein Ausschluss einzelner Hersteller zu Engpässen bei der 5G-Bereitstellung führen. Dies wiederum könnte zur Folge haben, dass „die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Forschungs- und Innovationsstandort empfindlich“ beeinträchtigt werde.
Stattdessen empfiehlt die Gesellschaft die Umsetzung von konkreten Maßnahmen, welche die Sicherheit sowie die technologische Souveränität erhöhen.
Unterschiedlicher Zeithorizont
Die Empfehlungen reichen von kurz- bis mittelfristigen Ansätzen bis hin zu einer langfristigen Strategie. Der Appell richtet sich insbesondere an die politischen Akteure. So sei es unter anderem wichtig, schnellstmöglich geeignete Prüfmaßnahmen aufzustellen sowie den Aufbau von Prüflaboren zu beschleunigen. Weiterhin rät die Gesellschaft die Förderung von Start-ups und Unternehmen. Insgesamt sollten Anreize geschaffen werden, welche die Absicherung von Endgeräten fördern. Ferner sei ein zeitnahes gemeinsames Agieren Europas notwendig, um möglichen Kontrollverlusten zuvorzukommen. Um auch auf lange Sicht technologisch Schritt halten zu können, sei eine weitreichende 5G-Forschungsförderung notwendig. Die Fraunhofer-Gesellschaft schätzt den Finanzbedarf hierfür auf einen „ein- bis zweistelligen Milliardenbetrag“.
In Summe berge die Implementierung der Technologie durchaus Risiken auf unterschiedlichen Ebenen. So könnten Hersteller die Hard- und Software bewusst manipulieren und Sabotage-Angriffe durchführen. Zudem könnten selbst Ende-zu-Ende verschlüsselte Endgeräte via Spionagesoftware unterwandert werden. Nichtsdestotrotz sei es nicht zielführend, die Entwicklung der Technologie anderen Weltregionen zu überlassen, im Gegenteil. Vielmehr gelte es das Sicherheitsnetz möglichst umfassend zu spannen, und zu einer „technologischen Aufholjagd“ überzugehen.