Die Pflegedienstleistung in Europa ist aktuell eine große Herausforderung. Pflege und Betreuung ist seit vielen Jahren ein heiß diskutiertes Thema und die Politik ist gefordert rasch Lösungen umzusetzen. Die Abschaffung des Pflegeregresses in Österreich und die Absicht den Pflegemarkt besser regulieren zu wollen, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die Vorhersage der Bevölkerungsentwicklung in Europa zeigt, dass die 65+ jährigen Personen die aktuell 18% der Bevölkerung innerhalb der EU ausmachen, bis zum Jahr 2050 auf satte 26,9% ansteigen wird. Das Gesundheitssystem wird die künftigen Pflegekosten schwer tragen können und erfordert daher kreative Lösungen.
Der Trend der älteren Bevölkerung steigt massiv an und fordert innovative Lösungen speziell im Bereich der mobilen Pflege. Schon jetzt gibt es einen Pflegekräfte-Mangel und viele Fachkräfte müssen aus dem umliegenden Ausland zugekauft werden, um den steigenden Bedarf decken zu können. Die Qualität der Pflege und die hilfsbedürftigen Menschen leiden im Moment darunter.
In naher Zukunft, sollen pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich, vorzugsweise von Familienmitgliedern in den eigenen vier Wänden versorgt werden. Komplexere Fälle wie beispielsweise Demenzerkrankte, sollen in speziellen Einrichtungen untergebracht werden. Die Einstufungen und Qualitätssicherungen werden künftig von Case- & Care-Management-Stellen seitens der öffentlichen Hand durchgeführt werden, die gerade in Österreich als Modelversuche getestet werden.
Was Pflegekräfte wollen…
Die Medienlandschaft ist voll von Pflegeskandalen und zeigt, dass Pflegedienstleister völlig überfordert sind. Speziell in Pflegeheimen und in der informellen Pflege, müssen sie zu viele pflegebedürftige Personen in ihrer Schicht betreuen und erlauben ihnen kaum Pausen. Gemessen am Aufwand sehen sie sich als unterbezahlt und wünschen sich schon seit vielen Entlastung und besseres Gehalt.
Osteuropäische Pflege- und Betreuungsdienste werden überlicherweise über Agenturen nach Westeuropa vermittelt, wo sie im zwei Wochen Rhythmus arbeiten und meist direkt bei der pflegebedürftigen Person leben. Viele Dienstleister und Dienstleisterinnen fühlen sich ausgenutzt, weil unseriöse Vermittlungsagenturen bis zu drei Viertel ihres Gehalts als Gebühr abziehen, was an moderne Sklaverei erinnert.
Was Pflegebedürftige wollen…
Pflegebedürftige wollen so lange wie möglich selbstbestimmt Zuhause leben, um von ihren Angehörigen betreut zu werden. Für die Angehörigen selbst ist das eine zusätzliche Belastung, speziell wenn sie berufstätig sind. Was auch bedacht werden muss ist, dass in den eigenen Räumlichkeiten ein erhöhtes Risiko von Vereinsamung, Haushaltsunfällen und Stürzen vorliegt. Vielversprechende Healthcare-Startups überlegen sich, wie sie hier Abhilfe schaffen können.
Wie Startups die mobile Pflege und Betreuung revolutionieren wollen.
Curafides – Der unabhängige Marktplatz für Pflege und Betreuung
Das österreichische Startup Curafides nimmt sich dem Problem von fehlender Transparenz und Vertrauen am Pflegemarkt an. Das Team rief einen unabhängigen Online-Marktplatz ins Leben, wo Angehörige von Pflegebedürftigen nach verfügbaren Heimplätzen und Pflegekräften in ganz Europa suchen und beauftragen können. Umgekehrt können selbstständige Pflege- und Betreuungsdienstleister nach Jobs an ihrem gewünschten Einsatzort suchen, ohne dass sie mit einer Vermittlungsagentur arbeiten müssen. Sie selbst bestimmen die Höhe ihres Einkommens. Sinn der Sache ist, dass man nur Betreuungskräfte nach Hause bringt, die man auch wirklich um sich haben möchte. „Während die Politik noch überlegt, haben wir es bereits umgesetzt. Die Webseite ist bereits im Einsatz und eine mobile App wird demnächst folgen. Wir wünschen uns, dass soziale Startups in Österreich besser gefördert und politisch unterstützt werden.“, meint Thomas Stermole.
Harmony und Care – Die psychologische Komponente
Ein weiteres österreichisches Startup namens Harmony und Care hat spezielle Fragebögen entwickelt, die das Pflegepersonal psychologisch besser einstufen will. Anja Silberbauer, will Menschen zusammenzubringen, die auch Gemeinsamkeiten haben. Basierend auf ihren Fragebögen, können sie besser einschätzen wie gut eine Betreuungskraft mit einer hilfsbedürftigen Person zusammenpasst. Dabei sind nicht nur berufliche Kompetenzen wichtig, sondern auch zwischenmenschliche Dinge, wie beispielsweise gemeinsame Interessen, oder religiöse Ansichten.
Lindera – Die App gegen Stürze
Ein Startup aus Berlin versucht Stürze und lauernde Gefahren Zuhause mithilfe einer App zu verhindern. In Deutschland belaufen sich Behandlungskosten von gestürzten Senioren auf rund zwei Milliarden Euro jährlich. 30% der über 65-jährigen stürzen mindestens einmal pro Jahr und sogar 50% der über 80-jährigen Menschen. Diana Heinrichs will mit ihrem Startup erreichen, dass ältere Menschen so lange und so sicher wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.
Startups sind die große Hoffnung
Die Babyboomer Generation wird von diesen Startups profitieren, aber ob sich diese Startups langfristig am Markt durchsetzen können, bleibt zu beobachten. Der Pflegemarkt ist ein lukrativer und wachsender Markt und älter werden wir alle.