Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) sieht die Corona-Krise als Chance für die Blockchain-Technologie.
Demnach zeige die aktuelle Entwicklung, dass Europa die Digitalisierung deutlich schneller vorantreiben müsse als bisher. Nicht nur die Finanzindustrie könne davon profitieren, so Bitkom. Vielmehr sei es so, dass Blockchain-Anwendungen auch ganz konkret dabei helfen könnten, die Pandemie einzudämmen.
Konkret stellte der Verband fünf Anwendungen vor, die im Kampf gegen Covid-19 helfen könnten. Eine hiervon ist das Projekt des Big-Data-Unternehmens lunera. Der Konzern äußert, dass das rasche Nachvollziehen von Infektionswegen für die Corona-Eindämmung wichtig ist. Angesichts datenschutzrechtlicher Bedenken sei es allerdings wenig sinnvoll, die Bewegungs- und Gesundheitsdaten an zentrale sowie potenziell angreifbare Server zu schicken. Stattdessen favorisiert Iunera eine Datenübermittlung ohne Drittpartei und anonymisiert – auf Basis der Blockchain, welche gemäß Bitkom prädestiniert dafür ist: „Ein anonymer Datenabgleich zwischen sich unbekannten, nicht vertrauenden und potentiell Corona Infizierten Partien ohne die Bestätigung von Dritten benötigt einen DLT Ansatz“. DLT steht für Distributed-Ledger-Technologie, bei dem Daten dezentral gespeichert werden.
Eine weitere von Bitkom präsentierte Anwendung stellt die Übermittlung von Patientendaten dar. Mittels Smart Contracts könnten, wie das Unternehmen Arxum betont, Daten von Covid-19-Patienten zwischen den Kliniken ausgetauscht werden. Der Vorteil hierbei sei es, dass typische Krankheitsverläufe schneller erkannt werden könnten.
Auch wirtschaftliche Faktoren im Mittelpunkt
Unterdessen könne die Blockchain-Technologie auch außerhalb Bereichen der Gesundheitsvorsorge dienlich sein. Insbesondere der örtliche Einzelhandel leidet unter den Beschränkungen. Staatliche Zuschüsse können hierbei zwar eine abfedernde Wirkung entfalten – und dennoch bangen zahlreiche Unternehmer um ihre Existenz.
Ein digitaler Gutschein-Euro der dGE Initiative könnte hierbei weitere Abhilfe schaffen, so der Digitalverband. Das smarte, dezentrale und blockchain-basierte Gutscheinsystem könne den lokalen Konsum befeuern: „Mittels einer Blockchain-Infrastruktur lässt sich ein bundesweites Identitäts- und Zahlungsnetzwerk sehr schnell und kostengünstig ausrollen“. Weiterhin sei es ein Vorteil, dass die dezentralen Nutzerkonten sowie kryptografischen Verschlüsselungsmethoden die Sicherheit des Systems erhöhen. Durch die Gutscheine könne der Staat dafür sorgen, dass „kurzfristig und dynamisch verschiedene Instrumente in verschiedenen Regionen“ ausgerollt werden.
Chance und Gefahr zugleich
Insgesamt gelangt der Digitalverband Bitkom zu der Einschätzung, dass die Corona-Krise durchaus mannigfaltige Gefahren birgt – nicht nur was die Gesundheit betrifft, sondern auch bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen. Im Gegenzug könne die Entwicklung dabei helfen, Weichen im Bereich Digitalisierung und Blockchain zu setzen: „Europa hat die Chance, bei der Blockchain weltweiter Vorreiter zu werden und die Regeln für den Umgang mit der Technologie zu prägen“, wie Patrick Hansen, seines Zeichens Blockchain-Experte bei Bitkom, äußerte.
Hierfür sei eine bindende EU-Regulierung vonnöten. Unterschiedliche Regelungen der einzelnen Staaten führe hingegen zu Unsicherheit bei Unternehmen und Verbrauchern. Ohne einen einheitlichen Binnenmarkt für Krypto-Werte könne Europa im Wettbewerb mit Unternehmen aus den USA oder Asien nicht bestehen. Lobende Worte hingegen an Deutschland gerichtet: so könne die deutsche Regulierung von Kryptowerten als europäisches Vorbild dienen, wie Hansen betont.
Ob die Corona-Krise der noch jungen Blockchain-Branche zu Wachstum verhilft, wird sich unterdessen erst noch zeigen müssen. Gerade hinsichtlich datenschutzrechtlicher Gründe scheint jedoch durchaus einiges für eine dezentrale Speicherung sensibler Daten zu sprechen.
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