Beim Flugzeugbauer Airbus forscht man fleißig am Flugverkehr der Zukunft. Das neueste Projekt umfasst neue hocheffiziente Flügel, die Mechanismen aus der Natur kopieren. Damit geht der Konzern den nächsten Schritt in einer Reihe von Entwicklungen, um das Fliegen effizienter und sparsamer zu machen.
100 modernste Technologien in Zusammenarbeit
Der Flügel von morgen, den Airbus tatsächlich schlichtweg Wing of Tomorrow nennt, soll zunächst als Prototyp in Originalgröße erschaffen werden. Dies gab das Unternehmen am vergangenen Mittwoch, den 22. September, bekannt. 100 Technologien sollen in dem modernen Flugzeug-Teil verarbeitet werden. Insbesondere neue Verbundwerkstoffe nehmen hierbei eine besondere Rolle ein. Als Vorbild wird ganz konkret der Adler genannt, der seine Flügel flexibel an seine Umgebung anpassen kann. So ließe sich sowohl die Form, als auch die Spannweite und Oberfläche variieren. Bio-Mimikry nennt sich diese Adaption, die natürliche Vorbilder in der Technik umsetzt.
Auf das Flugzeug übertragen bedeutet das, dass neue Lösungen für spezialisierte Sensoren, die Böen erkennen, genauso entwickelt werden müssen, wie die mechanischen Bauteile. So forscht Airbus an einem aufklappbaren Spoiler, multifunktionalen Hinterkanten, neuen Gelenken und neuartigen Oberflächen.
Drei Tragflächen für unterschiedliche Zwecke
„Die hochleistungsfähige Flügeltechnologie ist eine von mehreren Lösungen – neben nachhaltigen Flugkraftstoffen und Wasserstoff -, die wir umsetzen können, um zur Dekarbonisierung der Luftfahrt beizutragen“, so die Airbus Technikchefin Sabine Klauke in einer Pressemitteilung. Die Vielfalt der beteiligten Komponenten führt auch zu einer internationalen Zusammenarbeit. Sämtliche europäischen Standorte des Luftfahrtkonzerns sein in den Wing of Tomorrow eingebunden.
Neben dem ersten Prototyp sollen noch zwei weitere Tragflächen gebaut werden, sodass strukturelle Tests genauso möglich werden, wie explizite Analysen der vollständigen Integration aller Komponenten im System. Die dritte Tragfläche wird bereits auf ihre Eignung für die letztendliche Produktion getestet und hierfür im industriellen Maßstab optimiert.
Airbus könnte A321 oder A322 aufrüsten
Dass Airbus sich an Vorbildern aus der Natur bedient, ist nichts Neues. Bereits der Albatross One und Bird of Prey nutzten das Mimikry-Verfahren für die flexiblen Spitzen der Flügel. Nun wird eine Cessna Citation VII als Testflieger unmittelbar der Forschung zuarbeiten. Der Business-Flieger soll praxisnahe Eindrücke von der neuen Technologie vermitteln.
Bis ein neues Flugzeug-Modell mit den Adler-Flügeln ausgestattet wird, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Trotzdem könnten sich schon in baldiger Zukunft echte Anwendungen für Airbus aus der Forschung anbieten. Die neuen Verbundwerkstoffe könnten es dem Flugzeugbauer kostengünstig ermöglichen, längere und dünnere Flügel zu bauen, die für den Airbus A321 oder A322 eingesetzt werden könnten. Dies wiederum hätte zur Folge, dass die Flugzeuge länger werden und infolgedessen mehr Passagiere und Fracht aufnehmen könnten.
Luftfahrt-Unternehmen im Konkurrenzkampf für mehr Nachhaltigkeit
Airbus verfolgt mit seiner Flügel-Forschung also weiterhin einen ehrgeizigen Plan, um das Fliegen umweltfreundlicher zu machen. Letzten Endes dürfte es hierbei auch um einen Überlebensplan für den Konzern selbst gehen, der sich im Angesicht der Klimakrise gegen die harte Konkurrenz von Boeing durchsetzen muss. Im Rahmen neue Entwicklungen stattete der europäische Luftfahrt-Konzern seine Flugzeuge aus der A320-Reihe mit neuen Neo-Motoren aus. Boeing reagierte mit neuen Triebwerken im 737 Max. Die Amerikaner waren es außerdem, die den Blick zuerst auf die Verbundwerkstoffe warfen. Diese kamen beim Dreamliner erstmalig zum Einsatz, was Airbus dann mit eigenen Stoffen im A350 konterte.
Es wird abzuwarten sein, welche Antwort Boeing auf die neuen Adler-Flügel von Airbus präsentieren wird.
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