Die Energiewirtschaft rechnet mit deutlichen Ergebnissteigerungen. Das allgemeine Stimmungsbild hat sich in den letzten Jahren merklich verbessert. Dies geht aus einer aktuellen Studie von „Horváth & Partners“ hervor. Insbesondere durch die Energiewende sowie die Digitalisierung versprechen sich die Konzerne einen Wachstumsschub.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht vor, dass bis zum Jahr 2025 vierzig bis fünfundvierzig Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Zum ersten Mal seit Durchführung der Studie von Horváth & Partners rechnet die Mehrheit der Energieversorger damit, dass dieses Ziel nicht nur erreicht, sondern bis zum Jahr 2025 sogar um bis zu zwei Prozent überschritten wird. Zum Vergleich: Wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mitteilte, betrug der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch vor zwanzig Jahren lediglich sechs Prozent.
Die Zeiten, in denen die Energieversorger der Transformation hin zur erneuerbaren Energienutzung skeptisch gegenüberstanden, scheinen vorbei. Noch im Jahr 2015 äußerte jeder zweite Konzern Bedenken hinsichtlich des Atomenergie-Ausstiegs. Inzwischen, so das Ergebnis der Erhebung, sehen vier von fünf Unternehmen in der Energiewende sogar eine Chance für ihren Betrieb.
Potenziale in neuen Technologien
Repositionierungen sowie die Digitalisierung könnte den Energieversorgern hierbei in die Karten spielen. Alle befragten Versorger stimmen darin überein, dass die Prozessdigitalisierung die höchste strategische Relevanz besitzt. Zudem spiele die Entwicklung wettbewerbsfähiger Onlineprodukte eine große Rolle. Dadurch soll eine bessere Durchdringung der Absatzmärkte erreicht sowie die Kundenbindung gestärkt werden. Die Versorger positionieren sich hierbei breit gestreut: „Der digitale Dialog mit dem Kunden reicht vom elektronischen Self- Service über die Terminvereinbarung mit dem Monteur per WhatsApp bis hin zu Push-Nachrichten, wenn der Kunde in die Nähe von Servicestellen kommt.“ Flankiert werden sollen die Maßnahmen durch eine verstärkte Social-Media- Präsenz mit dem Ziel, den Einfluss von Vergleichsportalen zurückzudrängen.
Auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotic Process Automation (RPA) sehen sechsundsiebzig bzw. dreiundsiebzig Prozent der Energieversorger als chancenreich an. Allerdings, auch das wird deutlich, differenzieren die Konzerne und sehen nicht in jeder neuen Technologie ein gleichermaßen großes Potenzial. So rechnet beispielsweise nur knapp ein Drittel der Versorger damit, dass die Blockchain im Energiebereich künftig sinnvoll genutzt werde. Im Jahr 2017 war dieser Anteil noch zehn Prozent größer.
Erschließung neuer Geschäftsmodelle
Aufgrund sinkender Margen im Commodity-Geschäft, der Standarddienstleistung, steige die Relevanz neuer Geschäftsfelder, wie es in dem Fazit des Forschungsberichtes heißt. Insbesondere Geschäftsfelder mit hohem Margenpotenzial seien hierbei gefragt. Insgesamt wird ein Trend weg vom reinen Infrastrukturinhaber, hin zum Dienstanbieter deutlich. Wachstumschancen scheint es hierbei in den unterschiedlichsten Bereichen zu geben. So sollen künftig dezentrale Wärme und Speicherlösungen eine größere Rolle spielen. Die Wohnungswirtschaft und Kommunen sind demnach attraktive Zielgruppen für energienahe Dienstleistungen.
Auch bei der Transformation in der Mobilität wittern die Energieversorger Chancen, allen voran bei der Bereitstellung der Infrastruktur und Vernetzungstechnik. Dass es in diesem Bereich in den nächsten Jahren weitreichende Veränderungen geben wird, zweifeln nur wenige an. Die Europäische Kommission spricht sogar davon, dass es „keine Energiewende ohne Wärme- und Mobilitätswende“ geben kann. Insgesamt, das verdeutlichen die Ergebnisse der Erhebung, versuchen die Energieversorger nicht mehr die Entwicklung zu stoppen, sondern sind im Gegenteil sogar mehrheitlich überzeugt davon, Profit aus der Energiewende schlagen zu können.
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