
Die Insel Tilos ist wegweisend, denn sie ist das erste Gebiet in Europa, das vollständig mit Wind- und Sonnenenergie betrieben wird.
Tilos ist eine kleine griechische Insel in der Nähe der türkischen Küste. Sie ist 65 Quadratkilometer breit und beheimatet die dortigen Einwohner seit 500 Jahren. Tilos erregte keine groβe Aufmerksamkeit in den Medien aufgrund seiner Gröβe, sondern aufgrund seines Ehrgeizes: Ende September war es die erste Insel im Mittelmeer, die genügend grüne Energie produzierte, um völlig unabhängig zu sein. Die Anlagen, die auf Tilos installiert wurden, können eine maximale Leistung von rund 1 Megawatt liefern (Windkraft entspricht 800 Kilowatt und Solarenergie 160 Kilowatt).
“Diese Selbstversorgung ist das letzte Ergebnis eines langfristigen ökologischen Engagements“, sagt Maria Kamma, die Bürgermeisterin von Tilos. “Schon 1993 verbot der örtliche Gemeinderat die Jagd auf der Insel – es war der erste in Griechenland, der dies getan hat. Im Jahr 2006 wurde Tilos zum Naturschutzgebiet erklärt und in das Europäische Netzwerk für den Umweltschutz, Natura 2000, aufgenommen.” Stromausfälle gab es häufig wegen einer schlechten elektrischen Verbindung zum Festland, weshalb das Bürgermeisteramt beschloss, eigene grüne Infrastrukturen zu entwickeln.
Geplant ist nun, sich auf ein belastbares Energiespeichersystem zu konzentrieren. Seit Ende September wurden spezielle Natrium-Nickel-Batterien auf der Insel versandt. “Sie sind auch sehr vielseitig. Sie lassen sich leicht anpassen, je nachdem, ob erneuerbare Energien zur Verfügung stehen oder nicht“, sagt John K. Kaldellis.
Zusätzlich wurden in jedem Haus intelligente Zähler installiert. Derzeit wird ein intelligentes Stromnetz installiert, das eine Live-Überwachung der Stromerzeugung, des Stromverbrauchs und eine bessere Kontrolle der Stromausfälle bei sich ändernden Wetterbedingungen ermöglicht (weniger Wind oder Licht beeinflussen die Stromerzeugung).
Dieses ehrgeizige Projekt hat die Aufmerksamkeit von Brüssel auf sich gezogen. 15 Millionen Euro wurden investiert (11 von der EU und 4 von privaten Investoren) – eine beachtliche Leistung in einem gelähmten Land, das noch immer an einer anhaltenden Staatsschuldenkrise leidet. “Es gibt Wege um die Krise und die griechische Bürokratie“, lobte der stellvertretende Bürgermeister Eustathios Kontos. Tilos will nun ein Vorbild für andere Inseln – ob griechisch oder nicht – bei der Entwicklung einer grünen Energieversorgung werden.
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