Hat Wasserstoff im Straßenverkehr der Zukunft noch eine Chance? Wenn es nach Dr. Patrick Plötz vom Fraunhofer Institut geht, dann wohl kaum. In einem Vergleich zur Elektromobilität soll es den H2-Autos und LKWs sowohl an technischer Entwicklung als auch an einer Infrastruktur mangeln. Dennoch würden sich für die Technologie Anwendungen finden lassen.
Verliert Wasserstoff das Rennen?
In einem Kommentar im Wissenschaftsmagazin Nature Electronics schreibt Plötz, dass E-Autos ihre Wasserstoff-Pendants wohl bereits abgehängt hätte. „Wasserstoff wird in der Industrie, in der Schifffahrt und bei synthetischen Flugkraftstoffen eine wichtige Rolle spiele. Im Straßenverkehr können wir aber nicht auf die Wasserstofftechnologe warten, sondern sollten und jetzt auf batterieelektrische Fahrzeuge im Personen- Güterverkehr konzentrieren“, so der Wissenschaftler, der am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) den Bereich der Energiewirtschaft leitet. „Das Zeitfenster für Wasserstoffautos, um einen relevanten Marktanteil zu erreichen, ist so gut wie geschlossen“.
In seinem Vergleich weist der Mobilitätsexperte darauf hin, dass Anfang 2021 lediglich 2 Wasserstoff-Modelle im Markt verfügbar waren, jedoch 350 E-Auto-Varianten verfügbar waren. Auf der ganzen Welt würde es lediglich 540 H2-Tankstellen geben, während damit zu rechnen ist, dass in den kommenden Monaten die Marke von 15 Millionen zugelassenen Elektroautos überschritten werden wird.
„Als batterieelektrische Fahrzeuge eine begrenzte Reichweite von 150 km hatten und das Aufladen einige Stunden dauerte, gab es ein wichtiges und großes Marktsegment für Brennstoffzellenfahrzeuge: den Langstreckenverkehr“, so Dr. Plötz. „Heute bieten batterieelektrische Fahrzeuge etwa 400 km realistische Reichweite, und die neueste Generation verwendet 800-V-Batterien, die in etwa 15 Minuten für eine Reichweite von 200 km aufgeladen werden können.“
Ziele der Industrie kaum realisierbar
Während die Wasserstoff-Industrie ehemals große Hoffnungen auf den LKW-Verkehr setzten, so machen die technologischen Entwicklungen den H2-Entwicklern womöglich auch hier einen Strich durch die Rechnung. Noch seien keine Wasserstoff-LKWs im echten Einsatz auf den Straßen zu finden, jedoch würden vorwiegend in China bereits 30.000 Lastkraftwagen mit Elektro-Antrieb zu finden sein. Je besser die Elektromobilität auch in dieser Nische ihre Schwächen ausmerzen kann, desto weniger interessant ist die vergleichsweise teure Brennstoffzelle.
Bis 2030 wollten die Wasserstoff-Hersteller bereits 100.000 LKWs mit Brennstoffzellen auf Europas Straßen sehen. Dieses Szenario scheint nach aktuellem Stand der Forschung jedoch kaum umsetzbar zu sein. Wenn alles nach Plan laufe, dann dürfte man erst im Jahr 2027 mit einer Serienproduktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen rechnen. Bis dahin gibt es wohl schon längst die nächste Generation der E-Motoren.
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