Deutschland gehörte zu den ersten Ländern, die einen Umstieg auf erneuerbare Energien wie Sonne, Wind und andere alternativen Energiequellen anstrebte. Eine neue Berechnung des Energiewende-Index zeigt allerdings, Deutschland hat seine Vorreiterposition in Sachen Energiewende längst verloren. Im internationalen Vergleich schneidet die Bundesrepublik nur noch mittelmäßig ab.
Das Weltwirtschaftsforum und McKinsey veröffentlichten den einen Energiewende-Index, nachdem Deutschland seine Vorhaben in Sachen erneuerbare Energien seine Ziele nicht erfüllt. Der Grund dafür liegt in hohen Strompreisen, einer nach wie vor starken Abhängigkeit von Kohle und die erst aktuell diskutierte schlechte Bilanz beim CO2-Ausstoß. Auch der Bundesverband für Erneuerbare Energie (BEE) veröffentlichte bereits im letzten Herbst Berechnungen, denen zufolge bis 2020 alternative Energiequellen nur einen Anteil von 16 % erreichen werden. Verpflichtend sind laut der EU jedoch 18 %. Auch die 1990 geplante Reduktion der CO2-Emissionen um 40 % bis 2020 kann laut deutscher Politiker in keinem Szenario mehr erreicht werden.
Deutschland nur noch im Mittelfeld
Für den Energy Transition Index (ETI) erhoben ermittelten McKinsey und das Weltwirtschaftsforum anhand von 40 Faktoren den aktuellen Status der Energiewende von 114 Länder. Wesentliche Faktoren waren hierbei der Anteil der verschiedenen Energieformen, die Struktur der Energiesysteme, ihre Wirtschaftlichkeit, die Versorgungssicherheit und der CO2-Ausstoß. Unter Berücksichtigung dieser Parameter zeigt sich, dass Deutschland weder im internationalen Vergleich noch in Europa in den Top-Ten ist. Vorreiter sind nach wie vor die skandinavischen Länder, da diese ohnehin traditionell viel Energie aus Wasserkraft beziehen. In Europa weisen vor allem die Schweiz, die Niederlande, Großbritannien, Österreich und Frankreich eine besonders positive Energiewende auf. Deutschland findet sich im Vergleich der 114 Länder dagegen nur auf Platz 16.
In anderen Ländern geht die Energiewende voran
Die Platzierung hat allerdings weniger mit einem Aufschwung an erneuerbaren Energien zutun, als mit der sehr guten Infrastruktur, Versorgungssicherheit und guten Kontrollen. Dahingegen ist die Struktur des Energiesystems, also auch die Anteile alternativer Energien, in Deutschland als schlecht eingestuft worden – von 114 Ländern landet die Bundesrepublik auf Platz 110. Der Grund dafür liegt in dem nach wie vor hohen Kohleanteil von 42 %. Andere europäische Länder wie Großbritannien und Dänemark haben ihren Anteil an Kohlestrom in den letzten Jahrzehnten um über 60 % gesenkt. Während Großbritannien ein flexibleres Stromsystem aufgebaut hat, konnte auch Dänemark ganz ohne den Rückgriff auf Kernenergie die Energieversorgung durch erneuerbare Energien gewährleisten.
CO2-Emissionen und Strompreise viel zu hoch
In der Kategorie „Umwelt- und Klimaschutz“ erreicht Deutschland im weltweiten Vergleich nur Platz 61. Die Hauptursache hierfür liegt in dem hohen CO2-Ausstoß, der seit 2014 bei 906 Megatonnen jährlich stagniert. Auch hier schneidet Dänemark wesentlich besser ab. In dem skandinavischen Land ist es gelungen, CO2-Emissionen pro Kopf um nahezu 44 % zu senken. Und das innerhalb von nur zehn Jahren. Ein weitere Faktor für das schlechte Ranking sind die hohen Strompreise in Deutschland. In deutschen Privathaushalte kostet die Kilowattstunde aktuell 30,8 Cent pro Kilowattstunde und ist damit 46,6 Prozent teurer mehr als bei europäischen Nachbarländern. Die Industriestrompreise liegen mit 14,8 % ebenfalls über dem europäischen Durchschnitt. Es zeigt sich deutlich, das stabile politische Rahmenbedingungen und eine hohe Wirtschaftskraft kein Garant für eine positive Energiewende sind. Wo Deutschland vor einiger Zeit noch Vorreiter war, bildet es jetzt hinsichtlich bestimmter Aspekte sogar das Schlusslicht und kann auch sonst nur Mittelmäßigkeit vorweisen, während einige Entwicklungs- und Schwellenländer besser abschneiden.