München (dpa) – Am 28. November wird in Berlin der Deutsche Zukunftspreis verliehen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird den mit 250.000 Euro dotierten Forschungspreis vergeben. Die drei nominierten Forscherteams aus den Bereichen Antriebstechnik, Medizin und Maschinenbau stellten ihre Projekte jetzt in München vor.
Das Zahnrad neu erfunden
Antriebsspezialisten aus Iggersheim haben eine innovative neue Art von Getriebe entwickelt.“Wir haben zwar nicht das Rad, aber das Zahnrad neu erfunden“, sagte Thomas Bayer, Ingenieur und Gruppensprecher. Ihre spiralförmigen Zahnradgetriebe könnten die Leistung um bis zu 100 Prozent steigern. „Wir wollten, dass die Zähne möglichst immer im Einsatz sind. Deshalb haben wir sie anders angeordnet“, erklärt Bayer die Idee hinter der Erfindung. Als Inspiration diente die Natur: Die einzelnen Zähne des Rades sind wie bei einem Wirbelsturm oder einer Galaxie angeordnet. Letztere gab dem Getriebe, was sich bereits mehrfach im Einsatz befindet, auch seinen Namen. Aufgrund des riesigen Einsatzpotentials ist das Projekt für den Deutschen Zukunftspreis nominiert. Es biete dem Maschinenbau in Deutschland die Chance, weltweit „weiter ganz vorne dabei zu sein“ argumentierte Bayer bei der Vorstellung.
Zukunftspreis für Wasserstofftankstellen?
Wasserstoff ist ein hocheffizientes Antriebsmittel. Über eine Brennstoffzelle kann er mit geringen Mengen einen Elektromotor antreiben. Das Problem lag bisher in der Speicherung von Wasserstoff. Bisher musste er bei minus 250 Grad Celcius verflüssigt unter extrem hohem Druck gelagert und transportiert werden. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen und der gegründeten Firma Hydrogenious Technologies haben eine Methode entwickelt, mit der Wasserstoff in Zukunft wie Benzin zum Einsatz kommen könnte. Die neuartige LOHC-Technologie (liquid organic hydrogen carrier) macht es möglich Wasserstoff auf einer Trägerflüssigkeit chemisch zu speichern. Damit wäre ein Transport gefahrlos möglich, im Anschluss würden Träger und Wasserstoff wieder getrennt. Damit wäre es denkbar, Wasserstofftankstellen einzuführen, erklärte Chemie-Ingenieur und Teamsprecher Peter Wasserscheid. Die Speicherflüssigkeit bleibt dabei als „flüssige Pfandflasche“ erhalten. Aufgrund der bereits bestehenden Infrastruktur, könnte die Technik an Tankstellen und Tankwagen schnell zum Einsatz kommen. Mehrere industrielle Anlagen sind weltweit bereits in Betrieb.
Neue Entwicklungen im Kampf gegen Herpes
Ungefähr jeder Zweite trägt das Cytomegalie-Virus, besser bekannt als Herpes, in sich. Meist macht es aber keine Probleme. Ein gesunder Organismus kann sich gut gegen die Infektion wehren, aber „wenn das Immunsystem geschwächt ist, kann es sehr schnell lebensbedrohlich werden“, erklärte Firmengründerin von AiCuris (Anti-infective Cures GmbH) Helga Rübsamen-Schaeff bei der Vorstellung ihres nominierten Projekts. Die Firma ging aus dem Bayer Konzern hervor und ist mit einem neuen Medikament für den Deutschen Zukunftspreis nominiert. Besonders nach Transplantationen ist das Herpes-Virus sehr gefährlich. Auch bei Patienten auf der Intensivstation, Säuglingen und HIV-Patienten kann sich das Virus schnell ausbreiten und Augeninfektionen und Lungentzündungen auslösen. Auch andere Organe können geschädigt werden, rund 40.000 Menschen sind laut Rübsamen-Schaeff weltweit betroffen. Herkömmliche Mittel lösen schwere Nebenwirkungen aus und werden deshalb erst bei Problemen eingesetzt. Das neue Mittel hingegen ist nebenwirkungsärmer, da es nur noch gezielt Enzyme im Virus angreift und den Organismus schont. Es kann somit beispielsweise bereits präventiv am ersten Tag nach einer Knochenmark-Transplantationen gegeben werden. Erste Studien deuten auf signifikant höhere Überlebenschancen hin. „Wir glauben, dass auch außerhalb der Transplantationsmedizin Potential ist“, erklärte Rübsamen-Schaeff bei der Präsentation für den Deutschen Zukunftspreis.