Im Juni dieses Jahres machte eine „Hitzekuppel“ Kanada zu schaffen. Hierbei handelte es sich um eine Wetterlage, die über mehrere Tage und sogar Wochen über einem Gebiet verharren kann. So wurden in der Lipton-Wetterstation im Westen des Landes 49,5 °C gemessen, was einen neuen Rekord darstellte. Alleine in der Stadt Vancouver starben mindestens 69 Menschen an der beispiellosen Hitzewelle.
Wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Potsdam Instituts für Klimaforschung (PEK) in ihrem aktuellen Bericht schreiben, sind solche Wetterphänomene in den letzten 40 Jahren häufiger geworden. Im Fachmagazin Scientific Reports erklären Peter Hoffmann und sein Team, dass der Klimawandel in Zukunft dafür sorgen wird, dass solche lang anhaltenden Wetterlagen weiter an Häufigkeit zunehmen werden.
Klimawandel begünstigt extreme Wetterereignisse
Für die Studie analysierten die Wissenschaftler mit einer Bilddaten-Vergleichsmethode global Millionen aufeinanderfolgende Wetter-Zirkulationsmuster in den letzten vier Jahrzehnten. Besonders genau wurden die Extrem-Wetter-Ereignisse des sehr trockenen Sommers 2018 in Europa und der Hitzewelle 2010 in Russland untersucht.
Die Ergebnisse der Studie wirken auf den ersten Blick noch nicht sonderlich bedrohlich. Die steigenden Temperaturen machen es jedoch wahrscheinlicher, dass in den Sommermonaten Wetterlagen auf der nördlichen Halbkugel über Sibirien, Europa und Nordamerika länger anhalten und letztendlich extreme Ereignisse wie diesen Sommer in Kanada begünstigen oder erst ermöglichen.
Jetstream als Ursache
Als Ursache für dieses Wetterphänomen machen die Forscher eine Abschwächung des Jetstreams aus. Unter dem Jetstream verstehen Meteorologen einen starken Wind, der rund um den Globus im Bereich der Tropopause in 8-12 km Höhe von Westen nach Osten weht. Er entsteht primär an der Grenze zwischen kalten und warmen Luftmassen. Dabei gibt es einen Polar-Jet und einen subtropischen Jet. Für viele Fluggäste dürften diese Winde bekannt sein, da Flugzeuge durch sie schneller von Westen nach Osten fliegen können als umgekehrt.
Überdies bilden sie eine wesentliche Kraft des globalen Wetters. So können schwache Jet-Winde verhindern, dass sich Wetterlagen bewegen und verschieben. Dies macht es anderen kälteren oder wärmeren Luftmassen nicht möglich, nachzurücken. Schon in der Vergangenheit wurde ein schwacher Stream immer wieder in Zusammenhang mit Extrem-Wetter-Ereignissen gebracht. Auch bei der Rekordhitze in Kanada wurde der Jetstream als wichtiger Auslöser ausgemacht.
Wissenschaftliche Meinungen gehen auseinander
Ganz so einfach scheint es jedoch nicht zu sein. Die Meinungen in der Wissenschaft zu dem Thema gehen aktuell noch weit auseinander. Die Datenlage liegt allerdings klar auf der Hand liegt. Dies betonen unter anderem namhafte Wissenschaftler wie Stefan Rahmstorf und Jennifer Frances. Die Hypothese ist nachvollziehbar: Wenn die Temperaturdifferenz zwischen Pol und Äquator durch den Klimawandel abnimmt, wird der Jetstream weniger stark angetrieben und er mäandriert häufiger. Hierunter verstehen die Wissenschaftler eine Querzirkulation in Nord-Süd-Richtung. Der Jetstream verliert seinen geraden Verlauf und verläuft mehr wie ein Fluss, der Schlingen hat. Wie groß dieser Effekt jedoch am Ende ist, bleibt noch ungeklärt.
Auch die Untersuchungslage zu dem Phänomen ist in großen Teilen unklar. Dies liegt jedoch nicht an fehlenden Beobachtungsmöglichkeiten, sondern daran, dass die natürlichen Schwankungen über das Jahr so groß sind. Sollte eine Variable auf den Jetstream hinweisen, so ist es auch heute kaum möglich, diese einzeln auszuwerten, erklärt Klimaforscher Reno Knute von der ETH Zürich. Eines ist jedoch sicher: Die extremen Wetterereignisse wie in Kanada diesen Sommer wären ohne den Klimawandel in dieser Häufigkeit praktisch unmöglich.