Dünger aus tierischen Exkrementen ist eines der ältesten Mittel, um Pflanzen mit Nährstoffen zu versorgen. Aber könnten wir auch mit menschlichen Abwässern Felder düngen? Eine neue Studie zeigt nun, dass die Landwirtschaft von dem Einsatz menschlicher Abwässer profitieren könnte. Der Ansatz der Forscher beruft sich darauf, dass im Abwasser einer Stadt viele Nährstoffe sind, die sich optimal als Düngemittel von landwirtschaftlichen Flächen eignen.
Die Landwirtschaft profitiert von urbanen Nachbarn
Bei landwirtschaftlichen Flächen, die nah an Ballungszentren wie Städten oder industriellen Gebieten wie dem Ruhrpott liegen, kann es sich für die Landwirte lohnen, die weggespülten Nährstoffe der Urbanregionen wieder zu verwerten. Der im Wasser enthaltene Stickstoff könnte direkt über das Wasser recycled werden. Die Kostenersparnis ist teilweise immens. An anderen Orten lohnt sich diese Strategie hingegen kaum. Denn ist die Entfernung zwischen Ackerland und Stadt zu groß, müsste man die Nährstoffe konzentrieren, ansonsten lohnt sich der weite Transport nicht. Die Strategie ist somit für Städte wie New York uninteressant, während ein Einsatz von Abwässern aus Chicago auf den benachbarten Farmländern wirtschaftlich profitabel wäre. Die Forscher erhoffen sich von ihren Ergebnissen, dass damit verstärkt menschliche Abwässer zum Düngen genutzt werden, um die Landwirte wirtschaftlich zu entlasten und gleichzeitig nachhaltiger anzubauen.
In unseren Abwässern steckt wertvoller Dünger
Jeremy Guest, Professor für Zivil- und Umweltrecht und Mitverfasser der Studie erklärt:“Wir betreiben Ackerbau, nutzen nährstoffreiche Dünger, essen die Feldfrüchte, scheiden Stickstoff, Phosphor und Kalium aus, und all die Nährstoffe landen in der Kläranlage.“ Statt den Fluss der Nährstoffe weiter linear nur in eine Richtung zu lenken, schlagen die Wissenschaftler deshalb vor, einen Nährstoffkreislauf zu erstellen, in dem menschliche Abwässer in der Landwirtschaft weiter verwertet werden. Sinnvoller wäre es, einen Nährstoffkreislauf herzustellen, in dem die düngenden Elemente mit dem Wasser wieder auf die Felder gelangen. Ein so kostengünstiger Zugang zu wertvollen Nährstoffen, könnte in weniger entwickelten Regionen unter Umständen auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit fördern.
Dünger aus Abwasser besonders sinnvoll in Afrika
Denn vor allem in Afrika würde sich der Einsatz eines Nährstoffkreislauf lohnen, da hier landwirtschaftliche Flächen dicht an große Ballungsräume angrenzen. Nähme man beispielsweise den Stickstoff aus Kairos Abwässern, könnte das den Import des Düngemittels um die Hälfte senken. Auch kleinere Landwirte in Afrika erhielten mit der Abwasser-Nutzung die Möglichkeit, einen Dünger einzusetzen, den sie sich sonst nur schwer leisten können. Insgesamt wurden der Einsatz von menschlichen Abwässern im Umland von 56 Großstädten untersucht. Hierbei wurden regional unterschiedliche Bevölkerungs- und Nutzlanddichte, die Transportwege und die jeweiligen Anforderungen an die Pflanzen selbst berücksichtigt.