In diesem Winter waren die großflächigen Buschfeuer in Südaustralien wochenlang Thema Nr. 1 in unseren Massenmedien. Für die Jünger der Prophetin Greta Thunberg waren sie offenbar eine willkommene Bestätigung der Theorie der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung. Doch wie sollten Bäume und Sträucher spontan zu brennen beginnen? Lufttemperaturen zwischen 40 und 50 Grad Celsius reichen dafür bei weitem nicht aus. Es braucht eher Temperaturen zwischen 200 und 250 Grad (je nach Luftfeuchte), um Buschbrände auszulösen. Doch auch der Hinweis auf etwa 200 in Australien festgenommene Brandstifter liefert meines Erachtens keine hinreichende Erklärung für das, was in Australien passiert ist. Die Erklärung liegt vielmehr in den Besonderheiten mediterraner Ökosysteme. Da ich in den 1970er Jahren in Marseille mediterrane Ökologie studierte, habe ich mich seither immer wieder mit der Problematik von Buschbränden beschäftigt – zuletzt im Herbst 2018 mit den katastrophalen Waldbränden in Kalifornien. Von daher denke ich, selbst etwas zur Beantwortung dieser Frage beitragen zu können.
Das mediterrane Klima zeichnet sich durch eine ausgeprägte bis extreme Sommertrockenheit und ein Niederschlagsmaximum im milden Winter aus. Mediterrane Ökosysteme gibt es nur in vier relativ eng begrenzten Regionen der Erde: Neben Südaustralien in der Kap-Region Südafrikas, in einem schmalen Küstensaum rund um das Mittelmeer (daher der Name) und in Kalifornien. In der dort an die Sommertrockenheit angepassten Vegetation (meist lichtes Buschland mit Dornengestrüpp als Unterholz) spielt das Feuer eine Schlüsselrolle im Stoffkreislauf. Die unter natürlichen Bedingungen meist durch Blitzschlag ausgelösten Buschbrände garantieren die mehr oder weniger regelmäßige Verjüngung der Vegetation. Etliche mediterrane Pflanzen, so genannte Pyrophyten, können sich nur nach einem Feuer sexuell vermehren. Möchten Menschen hier dauerhaft leben, müssen sie die Rolle des Feuers in Form des kontrollierten Abbrennens oder der mechanischen Beseitigung des Unterholzes simulieren. Die gleiche Funktion kann auch die intensive Beweidung des Buschlandes durch Schafe und Ziegen oder auch durch Rinder erfüllen. Es ist bezeugt, dass die Ureinwohner Australiens regelmäßig Buschfeuer legten, um Weideland zu generieren. Später taten es ihnen die eingewanderten europäischen Viehzüchter nach.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts traten diese Anforderungen aber mehr und mehr hinter ästhetische Bestrebungen zurück. Der bäuerlichen Lebensweise entfremdete Städter suchten in den Buschlandschaften in erster Linie romantischen Naturgenuss und bauten dort Wochenendhäuser und Villen. Die Beseitigung des Unterholzes mithilfe des Feuers oder mechanischer Geräte galt auf einmal wegen des damit verbundenen gesundheitsbelastenden Rauchs und Lärms als störend. In Kalifornien wie auch in Südaustralien erreichte die Lobby der Städter, dass nicht nur der Wald, sondern auch das Unterholz eine Zeit lang unter Naturschutz gestellt wurde. Alles, was der grünen Idylle als abträglich erschien, wurde geächtet. Spontane Brände durch Blitzschlag wurden von den Feuerwehren sofort erstickt. So kam es in den Wäldern nach und nach zu einer unnatürlichen Anhäufung von leicht brennbarem Material. Die Folge waren die verheerenden Waldbrände, die jetzt in den Medien dem Klimawandel zugeschrieben werden.
Aus Schaden klug geworden, schreibt der kalifornische Staat in brandgefährdeten Gebieten inzwischen das kontrollierte Abbrennen oder die mechanische Auslichtung des Unterholzes vor. Doch die Umsetzung dieser Anordnung erweist sich als schwierig. Die Doktorandin Rebecca K. Miller und ihr Team von der Stanford School of Earth, Energy & Environmental Sciences sind in einer gerade im Fachmagazin Nature Sustainabilty veröffentlichten Studie auf der Basis von Interviews den Gründen für die schlechte Umsetzung der Präventionsmaßnahmen nachgegangen und haben daraus Empfehlungen für Verbesserungen abgeleitet. Die örtliche Bevölkerung leiste Widerstand, weil viele das präventive Abbrennen von Unterholz für riskant und gesundheitsgefährdend halten. Es gebe aber auch bürokratische Hindernisse für die Finanzierung der Waldbrand-Prävention und die Einstellung des benötigten Personals. Es müsse für eine kontinuierliche Finanzierung gesorgt werden, damit die Anstrengungen in Zeiten ohne akute Waldbrand-Probleme nicht nachlassen.
Miller, R.K., Field, C.B. & Mach, K.J. Barriers and enablers for prescribed burns for wildfire management in California. Nat Sustain (2020) doi:10.1038/s41893-019-0451-7