Bei Menschen aus stark belasteten Wohngebieten konnten bereits in der Vergangenheit Feinstaub-Nanopartikel in der Plazenta und im Gehirn nachgewiesen werden. Nun zeigt eine neue Studie von der Lancaster University, dass die metallischen Feinstaubpartikel sogar bis in die Mitochondrien der Herzzellen eindringen.
Die Wissenschaftler untersuchten die Herzen von zwei Opfern von Verkehrsunfällen in Mexico City. In der mexikanischen Stadt überschreiten die Feinstaubzahlen häufig die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation. Die bevölkerungsreiche Stadt liegt in einem Talkessel, Abgase und Rauch können nur schlecht abziehen.
Konkret wurden die Herzen eines 26-Jährigen und eines dreijährigen Kleinkindes mit einem Elektronenmikroskop untersucht. Hierbei entdeckten die Forscher zahlreiche rundliche, 15 bis 40 Nanometer kleine Partikel, welche sich vor allem in den Mitochondrien der Herzzellen einnisteten. Bei den Nanopartikeln habe es sich vor allen Dingen um metallische Teilchen gehandelt. Diese wiesen einen hohen Anteil an Eisen, aber auch an Aluminium und Titan auf.
Risikofaktor Feinstaub
Die Funde seien ein Beweis dafür, dass Teile des Feinstaubs bis ins Herz gelangen und für Zellschäden verantwortlich sind, so die Forscher. Ein Großteil der Mitochondrien, welche Nanopartikel enthielten, waren bereits deformiert. Zwar sei es bereits seit längerem bekannt, dass Menschen, welche hohen Feinstaubwerten ausgesetzt sind, häufiger und schwerwiegender unter Herzkrankheiten leiden. Allerdings belege der Nachweis der Nanopartikel in den Herz-Mitochondrien nun, auf welchem Wege dies geschehe. Bereits bei dem dreijährigen Kind wurden Metallpartikel identifiziert.
Nach Ansicht der Studienautoren sei es dringend nötig, den Feinstaub zu reduzieren, zu überwachen und auch zu regulieren. Mit dieser Forderung sind besagte Wissenschaftler nicht alleine. Auch die Deutsche Herzstiftung konstatiert, dass schärfere Grenzwerte zwingend erforderlich seien. „Saubere Luft ist ein hohes Gut: Je sauberer die Luft ist, desto seltener leiden die Menschen an Schlaganfällen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs oder Atemwegsproblemen“, so Prof. Dr. med. Thomas Meinertz in einem „Herz“-Interview.
PM2,5 Partikel besonders gefährlich
Indes zeigt eine andere aktuelle Studie der Oregon State University, dass die Luftverschmutzung zu den Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählt. Die Forscher analysierten über einen längeren Zeitraum hinweg Daten von 157.436 Erwachsenen aus 21 Ländern. 14 Prozent aller dokumentierten kardiovaskulären Ereignisse – Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems – konnten auf PM2,5-Expositionen zurückgeführt werden. Jene PM2,5-Partikel können aufgrund ihrer geringen Größe tief in die Lungen eingeatmet werden. Ihr Durchmesser ist kleiner als 2,5 μ m. Je kleiner diese Partikel sind, desto gefährlicher sind sie für den Menschen. Die PM2,5-Partikel stammen aus unterschiedlichen Verbrennungsquellen, darunter Automotoren, Kamine und Kohlekraftwerke.
Zwischen Ländern mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen konnte kein Unterschied festgestellt werden. Die Forscher berichten, dass selbst eine kleine Reduzierung der Luftverschmutzung zu einer signifikanten Verringerung des Krankheitsrisikos führen könne.