Unsere Meere sind voll von Plastikmüll. Fische, Vögel und Schildkröten verfressen sich an Plastikteilen und ersticken oder verhungern anschließend. Haie und Delfine verfangen sich in Müll oder Fischernetzen und ertrinken. Doch nicht nur die sichtbare Verschmutzung ist für die Meeresbewohner eine Gefahr. Auch Mikroplastik ist längst in den Meeren angekommen und die Meeresbewohner sind förmlich gezwungen, die kleinen Teilchen zu fressen. Besonders Wale nehmen während ihrer Nahrungsaufnahme enorme Massen an Mikroplastik auf. Das zeigt eine neue Studie der Universität Stanford, die in einer Kooperation mit und anderen Hochschulen entstanden ist.
Blauwale nehmen eine besonders große Menge an Mikroplastik auf
Für ihre Analyse untersuchten die Forscher das Fressverhalten verschiedener Walarten vor der Küste von Kalifornien. „Wir haben in unserer Analyse Customized Animal Tracking Solutions-Digital Acoustic Recording (DTAG)-Tag und Dart-Bereitstellungen mit mittlerer Dauer verwendet. 29 Finnwal-, 126 Blauwal- und 65 Buckelwal-Tiere wurden zwischen 2010 und 2019 beobachtet und aufgezeichnet“, so die Forscher in einer Mitteilung. Die Wissenschaftler berichten weiterhin darüber, dass Wale unter den Meerestieren, die größte Menge an Mikroplastik aufnehmen. „Pro Tag kann ein Krill-fressender Blauwal 10 Millionen Stücke Mikroplastik aufnehmen, während ein fischfressender Buckelwal wahrscheinlich 200.000 Teilchen an Mikroplastik aufnimmt.“
Aus den Untersuchungen der Wissenschaftler geht hervor, dass besonders der Blauwal unter dem hohen Aufkommen des Mikroplastik leidet. Die Tiere nehmen durch ihre Art zu fressen besonders viele Plastikteile auf. So schreiben die Meeresbiologen:
„Wir erwarteten, dass Blauwale aufgrund ihrer proportional größeren Verschlingkapazitäten im Vergleich zu Flossen- und Buckelwalen ein überproportional höheres Expositionsrisiko durch die Einnahme von Mikroplastik haben würden“.
Immerhin würden die großen Säuger aufgrund ihrer niedrigeren Fütterungsraten über Tage und während der gesamten Futtersaison sowohl im Wasser als auch in der Beute (Krill) auf weniger Mikroplastikstücke stoßen als ihre Artgenossen.
Auch die Wassertiefe spielt bei der Plastikaufnahme eine Rolle
Ein Problem für die Blauwale ist allerdings die Wassertiefe. Mikroplastik, das von Autoreifen, Verpackungen oder synthetischer Kleidung stammt, findet sich schließlich besonders häufig in einer Wassertiefe von 50 bis 250 Metern. Die Teile schwimmen dabei auch in Krill- und kleinen Fisch-Schwärmen herum. In dieser Wassertiefe gehen die Blauwale auf die Jagd. Sie haben durch das hohe Aufkommen des Plastikmülls in dieser Tiefe also keine Möglichkeit, dem Mikroplastik auszuweichen.
Die Wissenschaftler betonen in ihrer Studie, dass die gesundheitlichen Folgen für die Tiere derzeit nicht abzuschätzen sind. In weiteren Untersuchungen möchten sie darauf eingehen, wie sich das Plastik auf die Gesundheit der Tiere auswirkt.
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