Kritiker der Elektromobilität berufen sich häufig auf eine Studie des schwedischen IVL-Instituts aus dem Jahr 2017. Allerdings vertreten die Forscher nach Neuberechnungen inzwischen eine deutlich andere Position: demnach sei der CO2-Ausstoß bei der Akku-Produktion nur halb so groß, wie in der Ursprungsstudie angenommen.
Noch im Jahr 2017 war es das Ergebnis der IVL-Berechnungen, dass bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien durchschnittlich zwischen 150 und 200 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde produzierter Batteriekapazität entstehen. Inzwischen seien es nur noch zwischen 61 und 106 Kilogramm, wie die schwedischen Forscher mitteilten. Die Korrektur begründen sie mit unterschiedlichen Entwicklungen: einerseits habe die Vergrößerung der Produktionsstätten die Effizienz erhöht, andererseits spiele erneuerbare Energie bei der Batterieproduktion eine immer größere Rolle.
Auch das deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) kommt zu der Einschätzung, dass sich die Klimabilanz von Elektrofahrzeugen im Zeitverlauf weiter verbessert:
„Mit jedem Jahr, das die Energiewende voranschreitet, wird auch elektrisches Fahren klimafreundlicher. Das Potenzial nachhaltiger Biokraftstoffe für Benziner und Diesel scheint dagegen begrenzt. Die Bilanz fossiler Kraftstoffe könnte sich künftig sogar verschlechtern, etwa bei einer verstärkten Förderung aus Teersanden oder mittels Fracking“. Demzufolge könnte die Kluft noch weiter ansteigen – doch bereits heute sind Stromer in puncto Klimabilanz im Vorteil, wie aus unterschiedlichen Erhebungen hervorgeht.
Selbst modernste Verbrenner haben das Nachsehen
Nach BMU-Daten liegt der CO2-Vorteil eines Elektroautos gegenüber einem „besonders sparsamen Dieselfahrzeug“ bei 16 Prozent, gegenüber einem modernen Benziner hingegen bei 27 Prozent. Zudem erwartet das Ministerium, dass der Emissionsausstoß bis zum Jahr 2025 deutlich sinkt. Dies gilt zwar sowohl für Benziner, Diesel, als auch für Elektrofahrzeuge, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Demnach sinke der Ausstoß bei Verbrennern um 8,2 Prozent (Benziner) bzw. 6,9 Prozent (Diesel). Die erwartete Reduktion bei Elektrofahrzeugen beträgt allerdings 24,6 Prozent.
Dennoch, so das Ministerium, gebe es unterschiedliche Belastungen: „Während bei den klimarelevanten Emissionen bereits heute ein deutlicher Vorteil des Elektroautos zu sehen ist, ergibt sich bei Feinstaub und Stickoxiden ein differenzierteres Bild“. So sei der Herstellungsaufwand bei Elektrofahrzeugen bis dato höher, demnach auch die Feinstaubemissionen. Doch auch hier erwartet das BMU in den nächsten Jahren eine deutliche Optimierung.
Weitgehender Forschungskonsens
Auch das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) kommt zu dem Fazit, dass bereits Elektroautos, die heute gekauft werden, eine deutlich bessere Klimabilanz als Diesel und Benziner aufweisen. In einer Stellungnahme zur Studie des ifo-Instituts betonen die Forscher, dass Stromer bis zu 42 Prozent weniger Treibhausgasemissionen ausstoßen, als ein Kleinwagen-Benziner. Zudem gebe es vier große Hebel, um die Klimabilanz von E-Autos auch weiterhin noch zu verbessern.
Weitere Einsparungen könnten demnach vorgenommen werden, wenn die Fahrzeuge vermehrt mit selbsterzeugtem Solarstrom zuhause aufgeladen werden. Zudem, so das Fraunhofer-Institut, biete die Nutzung von Ökostrom aus zusätzlichen erneuerbaren Quellen Chancen. Doch auch während des Prozesses der Batterieherstellung gebe es noch Optimierungspotenzial. Durch den Einsatz regenerativer Energien könnte die Vorkettenemission von Elektroautos um weitere 30 bis 50 Prozent gesenkt werden. Der vierte Hebel betrifft das Lastmanagement. Ladevorgänge zu Zeitpunkten, an denen Strom besonders günstig ist, seien aufgrund des hohen Netzwerk-Anteils regenerativer Stromerzeugung ratsam.
Image credit: American Tobacco Campus