Wissenschaftler und Klimaschützer schlagen seit Jahren Alarm, doch die Menge an Plastikrückständen in der Natur steigt immer weiter an. Eine Gruppe von Wissenschaftlern entdeckte in einer Küstensalzwiese von Dafeng in China nun Bakterien und Pilze, die offenbar Plastik fressen. Könnte hier eine potenzielle Lösung für das globale Plastikproblem bereitstehen? Diese Frage möchte das Team in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie beantworten.
Plastikfresser in chinesischen Salzwiesen
Die Forschungsgruppe machte sich gezielt auf die Suche nach neuen plastikfressenden Bakterien. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Verständnis der Natur dabei helfen kann, den möglichen Abbau besser einschätzen zu können. So schreiben sie: „Die Erforschung von plastikabbauenden Bakterien und Pilzen ist wichtig, um zu verstehen, wie Mikroorganismen verwendet werden können, um das Problem der Plastikverschmutzung anzugehen, und um neue Ansätze für eine nachhaltige Abfallbewirtschaftung und die Produktion von Biokunststoffen zu entwickeln.“
Hierfür sammelte das Team an drei verschiedenen Orten der chinesischen Küsten Proben ein. Das Gebiet ist von der UNESCO geschützt und umfasst Küstenwatt und zahlreiche Salzwiesen. An Stellen, an denen sich Plastikmüll befand, untersuchten die Forscher Proben aus dem Müll selbst und dem umliegenden Gewässer. Dort wurden sie fündig. „In der vorliegenden Studie haben wir 55 bakterielle und 184 Pilzstämme isoliert, die Polycaprolacton (PCL) in Plastikmüllproben aus den Salzwiesen an der Küste von Dafeng, Jiangsu, China, abbaut. Von diesen zeigten Jonesia- und Streptomyces-Bakterien auch das Potenzial, andere Arten von Erdölpolymeren abbauen zu können.“
Zahlreiche Mikroben bauen PCL ab
Über die Menge der gefundenen Bakterien, die Plastik fressen, waren die Forscher sehr beeindruckt. „Anfangs hatten wir Bedenken, dass wir mit einer einzigen Probenahme nicht genügend Daten sammeln könnten, aber die bisherigen Ergebnisse waren überwältigend und wir mussten uns zurückhalten, nicht noch mehr Kulturen zu isolieren, um ihre Eigenschaften zu untersuchen.“
Über 200 verschiedene Arten sammelt sich an den verschmutzten Stellen an und bilden dort ein eigenes Ökosystem, das die Wissenschaftler „Plastisphäre“ nennen. Die Mikroben bauen hier jeden Tag Polyester PCL ab. Für die Zukunft könnte die Wissenschaft hier einen wichtigen Partner gefunden haben. Denn diese Art von Plastik ist in zahlreichen Produkten versteckt, wie in Kleidung, Schuhen, Brotdosen oder auch Mehrwegflaschen.
Trotz ihres Fundes bekräftigen die Forscher, dass jegliche neue Entwicklung oder Forschung nicht den Grund für den Plastikmüll eliminieren kann. Sie schließen ihre Studie mit einigen Worten zum Umweltschutz und betonen, dass die Natur unter den Plastikansammlungen leidet: „Kunststoffabfälle in der Umwelt liefern Giftstoffe in die Nahrungskette, stören das Fortpflanzungsverhalten von Tieren, verteilen Krankheitserreger und Antibiotikaresistenzgene und stellen eine direkte mechanische Bedrohung dar.“