In der Ostsee nehmen sogenannte Todeszonen zu. Eine der Ursachen liegt in der Landwirtschaft, wie eine aktuelle Studie zeigt. Alle bisherigen Maßnahmen, um die Ausbreitung zu verhindern, sind gescheitert.
Todeszonen: Fatale Algenblüte
Todeszonen entstehen dort, wo es im Meer zu einer überproprtional hohen Algenblüte kommt. Sobald Mikroorganismen die Nährstoffe aufgebraucht haben, sterben die Pflanzen und sinken auf den Meeresgrund. Die Bakterien, die sie dort endgültig zersetzen, benötigen für den Prozess eine Menge an Sauerstoff. Dadurch wird der Sauerstoffgehalt im Wasser so stark verringert, dass ein Großteil der ansässigen Meereslebewesen stirbt, wenn er nicht auswandert. Das Ökosystem wird empfindlich gestört und die Folgen sind verheerend. Auch der Mensch ist unter Umständen betroffen, denn im schlechtesten Fall brechen die Fischbestände massiv ein.
Ostsee ist besonders anfällig
Todeszonen hat es in der Ostsee immer schon gegeben, ihr Auftreten ist kein neues Phänomen. Allerdings hat die Ausbreitung laut einer aktuellen Studie der Universität Turku rekordhafte Ausmaße angenommen. Für ihre Forschung untersuchten die Wissenschaftler zwei Sedimentbohrkerne aus dem Schärenmeer vor Finnland. Es zeigte sich, dass heute weniger Sauerstoff in dem untersuchten Gebiet gelöst ist, als in den letzten 1500 Jahren. Tektonische Prozesse, die geographische Lage und die geringe Tiefe machen die Ostsee besonders anfällig für die Entstehung von Todeszonen. Doch auch menschliche Faktoren beeinflussen den Prozess stark, sp das Ergebnis der im Magazin „Biogeosciences“ veröffentlichten Studie.
Landwirtschaft ist ein großer Faktor
Ein großes Problem sehen die Forscher in der Tierhaltung dem Einsatz von Dünger in der Landwirtschaft. Die Nährstoffe aus Gülle und Dünger gelangen über die Flüsse in die Ostsee und stören das Ökosystem. Dabei handelt nicht erst um einen Prozess der letzten Jahrezehnte. Die Forscher konnten belegen, dass der Sauerstoff bereits Anfang des 20. Jahrhunderts zurückging und nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich der Einsatz von Düngemitteln noch einmal extrem steigerte. Es zeigt sich deutlich, wie sensibel das Ökosystem der Ostsee auf eine Veränderung der Nährstoffzusammensetzung reagiert. Das Fatale: Ist eine Todeszone erst entstanden, wird sie durch einen biologischen Teufelskreis immer wieder erneuert. Bei der Zersetzung der Algen auf dem Meeresgrund werden Prozesse ausgelöst, die an der Wasseroberfläche die Entstehung von Zyanobakterien anregen. Zyanobakterien binden Stickstoff aus der Luft und schaffen damit die besten Vorraussetzungen für eine weitere Algenblüte.
Bisher keine Besserung in Sicht
2007 wurden bereits Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung zu verhindern, aber der hartnäckige Kreislauf ist nur schwer einzudämmen, wie die Forscher der britischen Zeitung „Guardian“ gegenüber erklären. Trotz aller Bemühungen, etwas gegen die tötdliche Algenblüte zu unternehmen, konnten in der Studie keine Hinweise gefunden werden, dass der Sauerstoff im letzten Jahrzehnt wieder zugenommen hätte. Sie vermuten außerdem, dass der Klimawandel zusätzlichen Einfluss auf die Entstehung von Todeszonen nimmt. Die zunehmende Erwärmung des Wassers reduziert den Sauerstoffgehalt zusätzlich. Wie man das Problem in Zukunft lösen soll, bleibt bisher leider unklar.