Die Weltmeere wimmeln von Plastikmüll und Mikroplastik. Per Zufall stießen Forscher in 4.150 Meter Tiefe auf zwei Plastikgegenstände, welche bereits seit mehr als 20 Jahren am Grund des Meeres liegen. Auch nach rund zwei Jahrzehnten zeigen die Kunststoffe keine Anzeichen von chemischem oder biologischem Abbau.
Die weltweite Produktionsmenge von Kunststoff steigt unaufhörlich an. Belief sich die Produktionsmenge im Jahr 1976 noch auf 50 Millionen Tonnen, so sind es inzwischen bereits mehr als 359 Millionen Tonnen. Dass diese Entwicklung zu einem Problem werden könnte, verdeutlichen die jüngsten Funde des Teams vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung.
Erstmals hatten Forscher Plastikmüllteile gefunden, bei denen sich ziemlich genau sagen lässt, seit wann diese im Meer liegen. Mithilfe lasergestützter Verfahren analysierten die Wissenschaftler, ob und inwiefern sich die Polymere der Gegenstände über die Jahre hinweg veränderten. „Dabei zeigte sich, dass weder die Tüte noch die Quarkpackung Zeichen von Fragmentierung oder sogar Abbau in ihre Bestandteile aufwiesen“, wie es in dem veröffentlichten Fachartikel heißt. Es sei offensichtlich, dass die mikrobielle Zersetzung die Stabilität der Polymere nicht beeinträchtigte. Kunststoffe, so ihre Annahme, überdauern offenbar mehrere Jahrzehnte, womöglich sogar Jahrhunderte bis Jahrtausende in den Tiefen der Ozeane.
Keine Besserung in Sicht
Die Müllentsorgung auf hoher See ist bereits seit dem Jahr 1972 verboten. Allerdings konstatieren Experten der Meeresschutzorganisation „Deepwave“ seither keine Besserung, im Gegenteil. Jahr für Jahr nehme die Verschmutzung durch Plastik und Chemikalien zu. Dies führe bei den marinen Organismen zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden bis hin zu Störungen der Nahrungskette.
Nach Angaben der Vereinten Nationen gelangen jährlich etwa 6,4 Millionen Tonnen Müll ins Meer. Die Hälfte hiervon bestehe aus Plastik. Tausende Meeressäuger sterben hiervon – doch auch die Auswirkungen auf die Menschen seien nicht zu unterschätzen, wenngleich diese auch schwer abschätzbar respektive bezifferbar zu sein scheinen. Nach Einschätzung von Deepwave lagern sich die Giftstoffe im Gewebe zahlreicher Tiere ab, und gelangen durch die Nahrungskette letztlich auch in den Menschen.
WWF mit drastischen Worten
Die internationale Natur- und Umweltschutzorganisation WWF hält das Ausmaß des Plastikmülls in den Gewässern indes für eine „Katastrophe“. Plastik enthalte Zusatzstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel, die den Meeresbewohnern schaden, aber auch den Menschen erreichen. Auch Vögel seien stark betroffen. Dies liege daran, dass Plastik einen Geruch absondere, welchen die Tiere als Nahrung kategorisieren. Forscher ermittelten in einer Erhebung, dass sich bei 93 Prozent aller Eissturmvögel Plastikteile im Magen befinden.
Selbst die Tourismus- und Schifffahrt habe unter dem Zustand der Meere zu leiden. Einzelne Strandbadeorte seien kaum mehr für Touristen zugänglich, bei anderen gehöre das allmorgendliche Wegräumen des Plastikmülls zum festen Ritual. Nach WWF-Informationen entstehen der Tourismusbranche alleine im asiatisch-pazifischen Raum jährliche Kosten in Höhe von 622 Millionen Dollar.
Das komplette Ausmaß der Umweltverschmutzung ist womöglich noch gar nicht abzusehen. Die jüngsten Funde und Ergebnisse zeigen jedoch auf, dass die Problematik keinesfalls unterschätzt werden sollte.
Bild: Nels Israelson/Flickr