Wie ist der Mond aufgebaut? Bisherige Untersuchungen legten nahe, dass im Inneren des Erdtrabanten ein geschmolzener Innenkern liegen müsste. Fünf Wissenschaftler und Astronomen rund um Arthur Briaud vom Côte d’Azur Observatory in Nizza stellen diese Annahme nach neuen Analysen infrage. Für ihre Neubetrachtung nutzten sie ältere Daten und Bilder und kombinierten diese mit neueren Erkenntnissen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin Nature.com.
Neue Daten schenken tiefgründige Erkenntnisse
Vor rund 50 Jahren montierten Astronauten ein Seismometer auf dem Mond. So schreiben die Forscher: „Seismologische Modelle von Apollo-Missionen lieferten die ersten Aufzeichnungen der inneren Struktur des Mondes mit einer Abnahme der seismischen Wellengeschwindigkeiten an der Kern-Mantel-Grenze“. Allerdings sind die Aufzeichnungen nicht präzise genug, um den genauen Zustand des inneren Kerns feststellen zu können.
Das fünfköpfige Team der Université Côte d’Azur kombinierte also die alten Daten mit neuen Informationen, wie modernen seismischen Bildern, weiteren gesammelte Daten zur Gezeitenverformung und geophysikalischen Messwerten der Mond-Struktur.: „Hier kombinieren wir geophysikalische und geodätische Einschränkungen aus der Monte-Carlo-Exploration und thermodynamische Simulationen für verschiedene innere Mondstrukturen, um zu zeigen, dass nur Modelle mit einer in Ilmenit angereicherten Zone mit niedriger Viskosität und einem inneren Kern Dichten aufweisen.“
Halbflüssige Hülle und ein fester Innenkern
Diese Herangehensweise führte zu neuen Resultaten zu Größenverhältnissen, Geschwindigkeiten und Temperaturen im Inneren des Mondes. Die seismischen Messungen zeigen, dass das Innere des Mondes in verschiedene Bereiche eingeteilt werden kann. Ihn einigen dieser Abschnitte besteht eine hohe seismische Geschwindigkeit. In anderen eine niedrige.
So kamen die Wissenschaftler zu der Annahme, dass der Mondkern eine halbflüssige Hülle aufweisen müsse. Diese Kernhülle wird auf eine Dicke von 104 Kilometern geschätzt. Gleichzeitig würden auch einige Anzeichen dafür sprechen, dass der Mond gar keinen Kern besitzen könnte: „Wenn man nur geophysikalische Beobachtungen berücksichtigt und die chemische Zusammensetzung der Schichten nicht weiter eingrenzt, zeigt die Struktur mit festem Innenkern keine statischen Vorteile gegenüber einer Struktur ohne Innenkern.“
Obwohl die Forscher keine endgültige Antwort zum Zustand des Mondkerns liefern können, widerlegen sie doch sämtliche bisherige Annahmen. Weitere Aufschlüsse könnten neue Geräte geben, die bei einer erneuten Mondlandung auf dem Erdtrabanten platziert werden könnten.