Die Erfahrung lehrt, dass man neue Heilmittel, selbst wenn sie direkt aus der Schatzkiste der Natur stammen, nicht über alle Maße loben sollte. Denn nach den erhofften Heilwirkungen stellen sich nicht selten auch unerwünschte Nebenwirkungen ein oder es stellt sich heraus, dass nur eine Minderheit überhaupt auf die neue Medizin anspricht. Der Bast der Katzenkralle (Uncaria tomentosa), einer im Amazonas-Regenwald von Peru, Bolivien und Brasilien u.a. beheimateten Lianen-Art, bildet da offenbar eine Ausnahme. Ganzheitlich arbeitende Mediziner finden immer neue Anwendungsmöglichkeiten für die in Pulverform oder als Flüssigextrakt in Form von Tropfen verfügbare Naturmedizin.
Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO seit den 1990er Jahren als Heilpflanze anerkannte Liane Uña de Gato (Katzenkralle) kann bis zu 30 Zentimeter dick und 30 bis 60 Meter hoch werden. Ihren Namen verdankt sie den katzenkrallenartigen Fortsätzen, mit deren Hilfe sie sich an ihrer Wirtspflanze festklammert. Ihre Rinde beziehungsweise der darunterliegende Bast sowie die Wurzeln werden von Inka-Indianern der Sage nach schon seit Jahrtausenden zur Herstellung natürlicher Medikamente gegen Infektionen und chronische Entzündungen verwendet. Biochemiker schreiben die Heilwirkung den hauptsächlich den darin enthaltenen Indol- und Oxindol-Alkaloiden sowie Polyphenolen und Terpenoiden zu. Mit diesen überwiegend giftigen Stoffen schützt sich die Pflanze offenbar vor den Angriffen der im feuchten Tropenwald allgegenwärtigen Pilze, Viren und Bakterien.
Beim Menschen wirken diese Stoffe immunstimulierend, antiviral, antibakteriell, antimykotisch (pilzhemmend), antiparasitär, antiinflammatorisch (entzündungshemmend), analgetisch (schmerzlindernd), mild blutgerinnungshemmend und blutdrucksenkend. Es gibt noch weitere Wirkungen, die hier nicht alle aufgezählt werden können. Eine davon ist allerdings eine milde kontrazeptive Wirkung. Frauen mit einem dringenden Kinderwunsch sollten also lieber eine Zeitlang auf Katzenkrallen-Präparate verzichten. Davon abgesehen, haben die Indol-Alkaloide wie Isopteropodin, Rhyncophyllin, Uncarine F, Hirsutin und Mitraphyllin kaum unerwünschte Nebenwirkungen. Als etwas problematisch haben sich allerdings die im Bast auch enthaltenen tetrazyklischen Oxindol-Alkaloide (TOA) erwiesen. Sie können die Wirkung anderer Alkaloide aufheben sowie durch die Gerinnungshemmung Magenblutungen verursachen. Deshalb werden die TOA aus der gebräuchlichsten arzneilichen Aufbereitung von Katzenkralle („Samento“) entfernt.
Aufgrund etlicher klinischer Studien mit Samento gehen Mediziner heute davon aus, dass dadurch eine Steigerung der Gesamt-Immunkompetenz des menschlichen Organismus um bis zu 60 Prozent erreicht werden kann. Die Katzenkralle-Extrakte stimulieren insbesondere die Makrophagen und Granulozyten des Blutes und regulieren die Vermehrung der Lymphozyten. Samento eignet sich deshalb für die Bekämpfung verschiedener Störungen des Immunsystems einschließlich HIV. In der Praxis setzt man die Naturmedizin allerdings meistens in Kombination mit Mitteln aus dem Pharma-Labor ein. Insbesondere hat sich Samento bei der Vorbeugung von Erkältungen bewährt. Eine in meiner Nachbarschaft praktizierende Ganzheits-Medizinerin empfiehlt ihren Patienten eine „Schaukeltherapie“: vier Tage lang zweimal täglich 15 bis 20 Tropfen, dann drei Tage Pause. In dieser Form eignen sich Katzenkralle-Präparate auch für die Dauertherapie von chronischen Entzündungen aller Art wie Arthrose und Arthritis.
Seine antibakteriellen, antimykotischen und antiviralen Wirkungen haben sich insbesondere bei der Bekämpfung hartnäckiger Infektionen wie Lyme-Borreliose, Candida, Eppstein-Barr (Pfeifer’sches Drüsenfieber), Herpes, Blaseninfektionen, Hepatitis, Prostatitis, Gastritis und Morbus Crohn bewährt. Auch das chronische Müdigkeits-Syndrom (CFS) spricht darauf an. Nicht zuletzt hat sich Samento auch bei der Unterstützung der Krebsbehandlung bewährt. Es schützt bei Bestrahlungen die Schleimhäute und dämpft die negativen Nebenwirkungen einer Chemotherapie.
Im Unterschied zu Österreich, wo Katzenkralle-Kapseln immerhin zur Unterstützung der Behandlung der rheumatoiden Arthritis offiziell empfohlen werden, ist diese Naturmedizin in Deutschland leider noch nicht in Form von standardisierten Arzneimitteln zugelassen. Selbstverständlich steht es jedem frei, sich im Handel nicht standardisierte Präparate in Form von Tees, Pulver, Kapseln oder Tropfen zu beschaffen. Hier muss man aber mit großen Schwankungen der Wirksamkeit rechnen. Vorsicht ist also geboten. Allerdings sind ausgesprochen negative Wirkungen bei TOA-freien Präparaten weitgehend ausgeschlossen. Nur vereinzelt wurde über Kopfschmerzen und Übelkeit aufgrund des bitteren Geschmacks der in Samento enthaltenen Gerbstoffe berichtet.
Samento ist nur ein Beispiel für natürliche Antibiotika. Es gibt eine ganze Reihe weiter pflanzlicher Antibiotika auch einheimischer Herkunft, die man sich auch selbst herstellen kann. Dazu mehr ein andermal.
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Vielen Dank für die gute Aufklärung dieses Mittels, es wird in der Heutigen Medizin immer wichtiger.