Das Europäische Parlament verfehlt knapp eine Mehrheit für das Verbot von Döner-Kebab – Parlamentarier verstärken Kontrolle der im Fleisch häufig verwendeten Phosphatzusatzstoffe
Gute Nachrichten für Freunde der gutgewürzten, gegrillten türkischen Speise: Europas Kebab-Krieg ist vorbei. Am Mittwoch stimmte das Europäische Parlament darüber ab, wie Fleisch zu produzieren ist, bekam aber keine Mehrheit für das Verbot bestimmter, häufig in Kebab verwendeter Zusatzstoffe zustande. Die Europäische Kommission befürwortete lockerere Regelungen, die repräsentativer für die vorherrschende Praxis in den EU-Ländern ist. Allerdings wurde dieser Vorschlag durch eine Resolution von Sozialisten und Grünen bekämpft, die stärkere Kontrollen forderten. Die gesetzgebende Versammlung der EU unterstützte diese Resolution mit 373 Stimmen gegen 272 – 3 Stimmen zu wenig, um die Europäische Kommission mittels absoluter Mehrheit zu blockieren.
Die Kontroverse entzündete sich an Bedenken betreffend die Phosphatzusatzstoffe, die häufig in Würsten, anderen verarbeiteten Fleischprodukten, Nüssen und Milchprodukten verwendet werden. Es hatte Gesundheitswarnungen bei hoher Einnahme von Phosphatzusatzstoffen gegeben, besonders bei Personen mit kardiovaskulären Problem und chronischen Nierenerkrankungen. Man vermutet, dass diese Zusatzstoffe, die durch diverse E-Nummern auf der Verpackung gekennzeichnet sind, möglicherweise das Risiko von Herzerkrankungen und Knochenschädigungen erhöhen. Solche Zusatzstoffe werden als eine Art von Klebstoff bei Kebab eingesetzt, damit es auf dem Spieß nicht auseinanderfällt.
Technische Phosphatzusatzstoffe sind in der EU bereits verboten. Allerdings wird der Regel selten Geltung verschafft und der Einsatz dieser Stoffe ist immer noch weitverbreitet bei gefrorenem Fleisch. Daher erlaubt der Vorschlag der Europäischen Kommission die Verwendung von Phosphaten in „vertikalen Fleischspießen aus gefrorenem Fleisch“. Das Thema geht zurück auf die Bitte der Industrie vor einigen Jahren, die Zugabe von Phosphaten bei gefrorenem Kebab-Fleisch ausdrücklich zuzulassen. Aber von der Gruppe der Europäischen Sozialisten & Demokraten kam Gegenwind. „Wir wollen nicht Kebab verbieten, aber wir wollen, dass es gesund ist,“ erklärte eine Pressemeldung der S&D Gruppe.
Der Kebab hat daher eine bereits lange Liste von Disputen in der EU zum Thema Lebensmittelsicherheit ergänzt, die aus dem „Vorsichtsprinzip“ („Sicher ist sicher“) resultieren, das vor allem vom linken Flügel vertreten wird. Dieses umstrittene Prinzip führt auch zu Forderungen, hormonbehandeltes Rindfleisch, Chlorhühner und genetisch modifizierte Organismen zu verbieten. Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit will nächstes Jahr eigene Untersuchungen der Phosphate in Auftrage geben, was dann zu einer Neuauflage der Debatte um diese Zusatzstoffe führen könnte.
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