Krebspatienten durchlaufen während ihrer Behandlung eine schwere Zeit. Zahlreiche Medikamente wirken sich auf das Immunsystem aus oder haben andere Nebenwirkungen zur Folge. Nun hat eine Gruppe von Forschern einen positiven Effekt von Vitamin D entdeckt. Das Sonnen-Vitamin soll die Überlebenschance eines Krebspatienten steigern können. Voraussetzung ist eine entsprechend hohe Dosis. Sabine Kuznia und ihre Kollegen veröffentlichten ihre Ergebnisse kürzlich im Fachmagazin Ageing Research Reviews.
Alleskönner Vitamin D? So könnte es gegen Krebs wirken
Vitamin D war in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Teil von Studien. Forscher fanden heraus, dass das Vitamin positive Wirkungen auf das menschliche Immunsystem hat und vor Infektionen schützen kann. Außerdem wirkt es positiv auf das Nerven- und Muskelsystem. Auch die Knochenstärke kann bei regelmäßiger Einnahme gestärkt werden. Das Vitamin wird in der Regel über die Sonne aufgenommen. Bereits zehn Minuten Sonneneinstrahlung täglich genügen, um den Bedarf eines gesunden Menschen zu decken.
In einem sind sich Wissenschaftler jedoch noch nicht einig. Über die Wirkung bei schweren Erkrankungen ist bisher wenig bekannt. Diese Thematik wollte Kuznia mit ihrem Team behandeln. Ihr Ziel war es, herauszufinden, ob das Vitamin gegen Krebs schützen oder die Erkrankung zumindest mildern kann.
Bisher geht man davon aus, dass eine Einnahme nicht vor Krebs schützen kann, erklärt Ben Schöttker, Mitautor der Studie, in einer Veröffentlichung des Deutschen Krebsforschungszentrums: „Nach derzeitiger Studienlage schützt eine Vitamin-D3-Einnahme wahrscheinlich nicht davor, an Krebs zu erkranken. Mit einer Neubewertung aller bisherigen Studien zu dem Thema wollten wir dazu beitragen, in dieser für die Bevölkerungsgesundheit so relevanten Frage zu belastbaren Ergebnissen zu kommen.“
Sterblichkeit wird bei entsprechender Dosis verringert
Anhand ihrer Metaanalysen wollten die Wissenschaftler also ein klares Ergebnis schaffen. Dabei verglichen sie 14 klinischen Studien, an denen rund 105.000 Testpersonen teilnahmen.
Die an Krebs erkrankten Testpersonen erhielten für die Studie entweder täglich eine geringe Dosis oder ein mal im Monat eine sehr hohe Dosis Vitamin D.
Im Vergleich zu der Gruppe, die die geringe Dosis erhielt, zeigte sich bei den Teilnehmern, die eine hohe Dosis erhalten hatten, eine geringere Sterblichkeit von sechs Prozent. Bei denjenigen, die das Vitamin jeden Tag zu sich nahmen, stieg dieser Wert sogar auf zwölf Prozent. Die Mediziner beschreiben, dass ihre Studie dazu führen könnte, in Zukunft eine angepasste Krebstherapie zu gestalten.
Da die Einnahme von Vitamin D in der Regel keinerlei Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bewirkt, könnte es parallel zu einer klassischen Behandlung eingesetzt werden.
Zum Abschluss ihres Berichts beschreibt das Team, dass sie viel Potenzial in dem Vitamin D sehen: „Die regelmäßige Einnahme in niedriger Dosierung ist mit nahezu vernachlässigbarem Risiko und sehr geringen Kosten verbunden.“ Von Selbstbehandlung und einer Überdosierung möchten sie jedoch dringend abraten.
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