Dem Wurzelgewächs Ingwer wird bereits seit Jahrzehnten eine immunstärkende Eigenschaft nachgesagt. Bei Erkältungen und anderen Erkrankungen soll er in Form von Tee oder Aufgüssen echte Wunder bewirken. Bislang fehlte für die Wirkung des Ingwers allerdings ein wissenschaftlicher Nachweis. Ein Forschungsteam, das der Leitung Gaby Andersens unterlag, veröffentlichte nun im Fachmagazin Molecular Nutrition & Food Research eine Bestätigung.
Schärfe des Ingwers stellt eine Verbindung zum Immunsystem her
Die Forscher der Technischen Universität in München orientierten ihre Untersuchungen an einer vorangehenden Studie. Daraus ging bereits hervor, dass der Ingwer über die Nahrungsaufnahme in das Blut gelangen kann.
Das Team wollte herausfinden, was er dort bewirkt. Der Fokus lag dabei auf dem Immunsystem. Dabei stellten sie fest, dass sich die enthaltenen Scharfstoffe namens 6-Gingerol an den TRPV1 Rezeptor im Blut anheftet.
Diese Rezeptoren sind an zwei Dritteln des Immunsystems beteiligt. Darüber wird also eine Verbindung zum Immunsystem und den weißen Blutkörperchen hergestellt. Die Autoren erklären, in der Studie: „Neutrophile sind die am häufigsten vorkommenden Leukozyten im menschlichen Blut und machen 60–70 % aller zirkulierenden weißen Blutkörperchen aus. Sie sind die ersten Immunzellen, die an den Infektionsstellen rekrutiert werden; sie werden daher oft als erste Verteidigungslinie bezeichnet.“
Ingwer aktiviert die weiße Blutkörperchen
Durch die bisherigen Untersuchungsergebnisse stellten die Forscher folgende Theorie auf. „Basierend auf den verfügbaren Daten haben wir die Hypothese aufgestellt, dass die Liganden-induzierte Aktivierung von TRPV1 durch [6]-Gingerol allgemeine Neutrophil-Funktionen beeinflussen kann, entweder direkt oder durch Verbesserung ihrer Reaktionen auf aktivierende Reize.“
Um diese nun belegen zu können, untersuchten sie die bestehende Verbindung unter Laborbedingungen. Dafür beobachteten sie weiße Blutkörperchen, die bereits auf das Gingerol reagiert hatten. Gleichzeitig gab es eine Kontrollgruppe von Zellen, die ihm nicht ausgesetzt waren. Die Ergebnisse waren eindeutig: „Die Vorinkubation von Neutrophilen für 2 Stunden mit 50 nM [6]-Gerol und anschließende Stimulierung, zeigten eine erhöhte ROS-Produktion.“
Weiße Blutkörperchen reagieren besonders sensibel auf ROS. Sie sind auf diesen Stoff angewiesen, um Infektionen entgegenwirken zu können. Die Zellen, die im Vorfeld der Untersuchungen mit dem in Ingwer enthaltenen Schafstoff behandelt wurden, steigerten ihre Produktivität um 30 Prozent.
Eine kleine Dosis genügt
Die Ergebnisse sind also eindeutig. Die Forscher konnten nachweisen, dass der Ingwer die Aktivität des Immunsystems steigern kann. Bereits eine kleine Menge soll laut den Forschern ausreichen, um von dieser Eigenschaft profitieren zu können. Dafür rechneten sie die getestete Dosis um. Demnach könnte bei einer Erkältung bereits ein Liter Ingwertee genügen, um das Immunsystem zu aktivieren. Sie betonen jedoch, dass die Untersuchungen mit frischem Ingwer durchgeführt wurden. Fertigprodukte, Teemischungen oder Pulverlösungen würden vermutlich deutlich weniger effektiv sein.