Eigentlich war es für Wissenschaftler und Mediziner längst klar, wie unser Blut aufgebaut ist. Die wesentlichen Bestandteile lassen sich in feste und flüssige Teile unterteilen. Nun entdeckten Forscher einen neuen Bestandteil, der für die Blutgerinnung eine essenzielle Rolle spielt.
Untersuchungen an Mäusen
Glykoprotein V, nennt die Forschergruppe hinter Sarah Beck ihre Entdeckung. Das neu entdeckte Protein ist für die Regulierung verklebter Fibrinstoffe im Blut verantwortlich. Zu ihren Untersuchungen veröffentlichten Sie eine Studie im Fachmagazin Nature.
Zu Beginn ihrer Analysen stellte die Gruppe zunächst fest, dass das Protein durch das Enzym Thrombin gebildet wird. Nun galt es herauszufinden, welche Aufgabe es im Blut hat. Glykoprotein V, kurz GPV, entsteht durch die Spaltung des Thrombins, demnach gingen die Wissenschaftler davon aus, dass es auch in der Blutgerinnung eine Rolle spielen muss. Diese These wollten sie durch Tierversuche untersuchen.
Dafür wurde das Protein im Blut einiger Mäuse so manipuliert, dass es nicht mehr vom Thrombin gespalten werden konnte. Bereits nach wenigen Tagen zeigten sich deutliche Veränderungen im Blut der behandelten Tiere. So berichten die Forscher: „Unerwartet zeigten diese Mäuse eine beschleunigte Thrombusbildung bei arteriellen Verletzungen.“
GPV verringert Blutverklumpungen
In ihren Ergebnissen beschreiben die Forscher nach dem Abschluss ihrer Untersuchungen, dass das GVP durch die regulierende Wirkung unter anderem gefährliche Blutgerinnsel verhindert. Bisher war der Medizin dieses Protein völlig unbekannt. Auch die Entdecker berichten von einem völlig neuen Akteur im Blut:
„Damit konnten wir erstmals eine neue Schaltstelle aufdecken, die sowohl die Blutstillung als auch die Bildung von Thrombosen reguliert. GPV kontrolliert die Aktivität des Enzyms Thrombin, das für die Bildung von Fibrin verantwortlich ist.“
Durch eine Wechselwirkung mit einem anderen Enzym namens Fibrin wird Blutgerinnseln also Einhalt geboten. Diese Verklumpungen können, je nach Lage, zu einem Schlaganfall, einer Thrombose oder einem Herzinfarkt führen.
Neue Behandlungsmethoden wären denkbar
Durch die neuen Erkenntnisse, die die Studie liefert, gehen die Forscher davon aus, dass es schon bald neue Behandlungsmöglichkeiten geben könnte. Besonders in Bezug auf Blutverdünnung und die Vorbeugung von Thrombosen wäre das Überdenken der bisher bekannten Mittel möglich.
Außerdem kann sich das Team vorstellen, dass auch Bluter von den neuen Erkenntnissen profitieren können. Denn Medikamente, die zur Blutverdünnung eingesetzt werden, können grundsätzlich auch mit einer umgekehrten Wirkung hergestellt werden. Dazu führten sie bereits eine kleine Untersuchung durch. In ihrem Bericht schreiben sie dazu Folgendes:
„In einem experimentellen Modell zur Blutstillung konnte unser neuer Antikörper tatsächlich die Hämostase unter Bedingungen wiederherstellen, unter denen ansonsten keine Blutstillung möglich ist“.
Dennoch seien weitere Untersuchungen in Bezug auf medikamentöse Behandlung notwendig.