Hepatitis ist eine Infektionskrankheit, die sehr häufig auftritt. In seltenen Fällen führt der Virus bei den Betroffenen zu einer akuten Leberentzündung – bekannt als Gelbsucht. Diese Erkrankung wiederum kann zu gefährlichen Komplikationen führen. Mitten in der Pandemie stellten Kinderärzte einen erhöhten Anstieg dieser schweren Krankheit fest.
Kinder in ganz Europa und Nordamerika litten plötzlich an der Leberentzündung, mit ungeklärter Ursache. Nun fanden drei Forschungsteams jedoch einen möglichen Grund für diese Epidemie heraus. Sie veröffentlichten ihre gemeinsame Studie im Fachmagazin Nature im März. Für die Untersuchungen arbeiteten Epidemiologen und Ärzte der Universität Edinburgh und des Pandemic Science Hub zusammen.
Ursache bisher ungeklärt – wie entstand die Epidemie?
Da das Auftreten der Erkrankung den Medizinern Rätsel aufwarf, machten es sich die Forscher zur Aufgabe, den Grund dafür zu finden. In ihrer Studie schreiben die Autoren, dass es bisher keinerlei Zusammenhänge zwischen bereits bekannten Hepatitis-Viren und der Epidemie gab.
„Bis August 2022 wurden Cluster von akuten schweren Hepatitis Erkrankungen unbekannter Ätiologie bei Kindern aus 35 Ländern, einschließlich der Vereinigten Staaten, gemeldet. Frühere Studien haben menschliche Adenoviren (HAdVs) im Blut aus Fällen in Europa und den Vereinigten Staaten gefunden, obwohl unklar ist, ob dieses Virus ursächlich ist.“
Nicht nur das Auftreten der Leberentzündung, sondern auch die Vielzahl bereitete den Medizinern Sorge. Zum Zeitpunkt ihrer Untersuchungen litten bereits über 1.000 Kinder im Alter zwischen ein und zehn Jahren, aus 35 Ländern an der Erkrankung.
Die Mehrheit der kleinen Patienten musste dabei im Krankenhaus behandelt werden. 22 starben sogar an den Folgeschäden, weitere 55 waren auf eine Lebertransplantation angewiesen. Die entnommenen Blutwerte der Kinder dienten den Forschern als Grundlage für ihre Untersuchungen.
Adeno-Virus im Blut der Patienten nachweisbar
Nachdem diese das Blut der Patienten untersucht hatten, wurde klar, dass die Mehrheit der Proben mit dem Adeno-assoziierten Virus AAV2 kontaminiert war.
„In Blut aus 14 Fällen wurden Adeno-assoziierte Virus-2-Sequenzen (AAV2) bei 93 % (13 von 14) nachgewiesen, verglichen mit 4 (3,5%) von 113 Kontrollen und 0 von 30 Patienten mit Hepatitis definierter Ätiologie.“
Diese Virusart gehört zu einer eher harmlosen Art, die in der Regel keine schweren Erkrankungen wie eine akute Leberentzündung auslösen kann.
Weiterhin ist dieser Virus dafür bekannt, auf die Hilfe einer anderen Virusart angewiesen zu sein. Im Falle einer Lebererkrankung benötigt er die Unterstützung des Adeno-Virus. In der Regel führt auch er, nicht zu schweren Erkrankungen, wenn er allein auftritt.
Auslöser sind unter anderem und die Corona-Lockdowns
Zunächst vermuteten die Forscher, dass das Zusammentreffen dieser Viren der Grund für die hohen Fallzahlen ist. Ein wichtiger Faktor, der jedoch hinzukam, war die Coronapandemie. Infolge der Lockdowns waren die Immunsysteme der Kinder stark geschwächt.
„Wir gehen davon aus, dass hohe Mengen an abnormalen AAV2-Replikationsprodukten, die durch HAdV unterstützt werden, und in schweren Fällen HHV-6B bei genetisch und immunologisch prädisponierten Kindern eine immunvermittelte Lebererkrankung ausgelöst haben könnten.“
Demnach hatten die Viren freien Lauf. Es traten laut den Medizinern also gleich zwei ungünstige Ereignisse aufeinander, die einander begünstigt hatten. Infolgedessen litten vermehrt Kinder an der bedrohlichen Krankheit. Bewiesen ist die These der Forscher bisher allerdings noch nicht.