Unter der Führung der EU strebt Frankreich eine Erweiterung der Liste der Pflichtimpfstoffe an, was sich wahrscheinlich auch in Deutschland und Italien widerspiegeln wird.
In Europa werden Impfstoffe zu Recht als Probleme der öffentlichen Gesundheit betrachtet. Ziel ist es, die Bevölkerung vor verschiedenen Krankheiten zu schützen – entweder vor bakteriellen Krankheiten oder vor Viren. Dank umfangreicher Impfkampagnen konnten 2002 und 1980 Krankheiten wie Polio und Pocken ausgerottet werden. Deshalb ermutigt die Europäische Union ihre Mitglieder, ihre Impfquoten beizubehalten, wenn nicht gar zu erhöhen. Diese Politik hat zu Aufrufen geführt, die „schutzbedürftige Bevölkerung “ vor der saisonalen Grippe mit präventiven Impfungen, und einer breiteren Palette von Impfstoffen für die Jugend, zu schützen.
Frankreich hat diese Anweisungen sehr ernst genommen. Ein von Gesundheitsministerin Agnès Buzyn vorgelegter Gesetzentwurf sieht vor, dass ab dem 1. Januar 2018 zusätzlich zu den bereits bestehenden drei neuen Pflichtimpfstoffen, acht neue Pflichtimpfstoffe fȕr Kinder unter 2 Jahren, hinzugefȕgt werden. Bis heute stehen nur die Impfstoffe gegen Diphtherie (seit 1938), Tetanus (1940) und Poliomyelitis (1964) auf der Liste. Neu hinzugekommen sind Keuchhusten, Masern, Meningokokken C, Pneumokokken und die Haemophilus influenzae Bakterien, die für Pneumopathien und Meningitis verantwortlich sind.
Nach Ansicht der französischen Gesundheitsministerin sind „die 15% der Kinder (die nicht geimpft sind) eine Gefahr für die Gesundheit der anderen“, da sie „Epidemien aus der Vergangenheit wieder aufleben lassen“.
In Frankreich droht Eltern, die dieses neue Rechtsgebot ignorieren wollen, eine harte Strafe: sechs Monate Gefängnis oder 3750 Euro Geldstrafe gemäß Artikel L.3116-4 des französischen Gesundheitsgesetzbuches. Wenn sie durch die Ablehnung des Impfstoffs die Gesundheit ihres Kindes gefährden („soweit dies die Gesundheit, Sicherheit, Moral oder Erziehung des Kindes gefährden könnte“), drohen ihnen weitere zwei Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe von 30.000 Euro (Artikel 227-17).
Die Ministerin arbeitet derzeit an einem „Opt-out“-Status für Familien, die sich konsequent gegen Impfungen wehren. Dies ist ein eher ungewöhnlicher Schritt zu einem Zeitpunkt, wenn die europäischen Länder eine entschiedene Haltung gegenüber Eltern einnehmen, die sich weigern, ihre Kinder zu impfen. In Deutschland arbeitet man derzeit an einem Gesetzentwurf zur Durchsetzung einer Geldbuße in Höhe von 7.500 Euro für Eltern, die sich weigern, ihren Kindern Spritzen gegen Masern zu geben. Auch in Italien will man Familien bestrafen, die jede der zwölf Pflichtimpfstoffe ablehnen.
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