Die Tetanus-Impfung, die zum Beispiel nach Gartenunfällen verabreicht wird, ist für viele Teil der normalen Impf-Routine. Schließlich kann das Nervengift zu Krämpfen im ganzen Körper führen, welche tödlich enden können. Doch genau dieses Gift könnte gegebenenfalls in Zukunft gelähmten Menschen helfen. Forscher der Universität Göttingen konnten jetzt durch das Toxin den Muskelschwund in gelähmten Hunden aufhalten und sogar umkehren. Auch wenn sich das Laufen der Hunde dadurch nicht verbesserte, hoffen die Wissenschaftler durch die Erkenntnisse auf neue Behandlungsmethoden.
Nervengift heilt Lähmungen
Tetanus, das vom Bakterium Clostridium tetani produziert wird, gelangt durch Wunden in den menschlichen Körper. Dort überstimuliert es die Muskeln, was zu einer dauerhaften Kontraktion führt (Wundstarrkrampf) und tödlich enden kann.
Schon in Zeiten des 2. Weltkrieges beobachtete der moldawische Arzt Boris Sharapov jedoch die heilenden Fähigkeiten des Gifts, wie Forscher des Universitätsklinikums Göttingen (UMG) berichten. In drei seiner Patienten, welche durch Schussverletzungen gelähmt wurden, kam es gleichzeitig zu einer Tetanus-Infektion. Die Infizierten zeigten nach dem Wundstarrkrampf im ganzen Körper einen Rückgang oder sogar eine komplette Revision der Lähmungssymptome.
Seit über zehn Jahren untersuchen die Wissenschaftler um Prof. Dr. David Liebetanz des UMG die therapeutische Bedeutung des Nervengifts. In Zusammenarbeit mit einem Team der Klinik Medical Park Berlin Humboldtmühle um Prof. Dr. Stephan Hesse und dem Berliner Tierarzt Dr. Martin, konnten sie in einer Studie die Behandlung von querschnittsgelähmten Hunden untersuchen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal: Journal of Cachexia, Sarcopenia and Muscle.
„Motorische Nervenzellen werden wieder aktiviert“
Die Ärztin und Erstautorin der Studie der Universitätsklinik Göttingen, Dr. Anna Kutschenko, äußerte sich zum Forschungsansatz in einer Pressemitteilung des UMG: „Heute wissen wir, dass Tetanustoxin, wenn wir es in den Muskel injizieren, hemmende Nervenzellen auf Rückenmarksebene ausschaltet. Dadurch werden motorische Nervenzellen wieder aktiviert, die die betroffene Muskulatur direkt ansteuern. Auf Grundlage dieser einzigartigen Wirkungsweise lässt sich eine Zunahme der Muskelmasse von zuvor gelähmter Muskulatur erzielen.“
Für ihre Placebo-kontrollierte Studie untersuchten die Wissenschaftler 25 Hunde, die in Folge eines Bandscheibenvorfalls querschnittsgelähmt wurden. Sie teilten die Tiere in zwei Gruppen auf, wobei eine mit dem Toxin injiziert wurde, während die andere ein nichtwirkendes Placebo-Präparat erhielten. Anschließend unterzogen die Forscher ihre Probanden vielen klinischen Tests, darunter eine sonographische Messung der Muskeldicke. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. „Vier Wochen nach der Injektion von Tetanustoxin in die vom Muskelschwund betroffene Muskulatur ergab die erneute Messung eine deutliche Zunahme der Muskeldicke im Vergleich zu den mit Placebo injizierten Hunden“, kommentierte Ärztin und Erstautorin des UMG, Dr. Anja Manig, die Ergebnisse in der Mitteilung.
Muskelaufbau in gelähmten Körperpartien
Damit sind die Berliner und Göttinger Forscher die Ersten, die den Muskelzuwachs nach Tetanus-Injektionen dokumentieren konnten. Und damit nicht genug: „Es ist das erste Mal überhaupt, dass mit einer medikamentösen Behandlung ein Muskelaufbau bei gelähmten Muskeln erzielt werden konnte“, sagte Prof. Liebtanz in der Pressemitteilung. „Obwohl Tetanustoxin eine hohe Ähnlichkeit mit Botulinumtoxin aufweist, wirkt es genau gegenteilig. Während Botulinumtoxin zu Lähmung und Muskelatrophie führt, bewirkt Tetanustoxin eine Zunahme des Muskeltonus und der Muskelmasse.“
Allerdings konnten die Forscher keine Verbesserungen im Gangbild der Hunde feststellen. Auch deswegen seien die Ergebnisse noch weit entfernt von einer Anwendung im Menschen. Bevor diese erfolgen kann, müssen die Wissenschaftler weitere Untersuchungen zu Sicherheit und Dosierung des Nervengifts durchführen. Ob die Tetanus-Impfung eine mögliche Behandlung beeinträchtigen würde, ist ebenfalls noch nicht bekannt.
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