Inmitten einer hitzigen Debatte über die Nährwert- und Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in Europa führt die Europäische Kommission nun eine öffentliche Konsultation zu Lebensmittelkennzeichnungen durch, die Nährwert- und Herkunftsangaben, aber auch Mindesthaltbarkeits- und Verfallsdaten umfasst und bittet die EU-Bürger um Teilnahme und Meinungsäußerung.
Im Rahmen der Farm-to-Fork (F2F)-Initiative hat sich die Europäische Kommission verpflichtet, bis Ende 2022 einen Vorschlag für eine EU-weite Lebensmittelkennzeichnung zu verabschieden. Seit mehr als einem Jahr debattieren die EU-Mitgliedsstaaten über eine mögliche Harmonisierung der Front-of-Pack (FOP) Nährwertkennzeichnungssysteme. Das Ziel: eine standardisierte Kennzeichnung, die den europäischen Verbrauchern die genauesten Informationen zur Verfügung stellt und letztendlich dabei hilft, sich gesünder zu ernähren.
Die Debatte unter Europas Regierungen ist noch lange nicht zu Ende. Auf dem letzten Agrar- und Fischereirat im Dezember 2020 waren die Verhandlungen festgefahren, was die verschiedenen Optionen angeht. Während Deutschland, damals noch EU-Ratsvorsitzender, eine verpflichtende Kennzeichnung im Stil von Nutri-Score, wie sie in Frankreich entwickelt wurde, befürworten wollte, lehnte eine Koalition von Ländern unter der Führung Italiens Nutri-Score ab. Die Koalition strebt ein System an, das ihrer Meinung nach besser an die unterschiedlichen regionalen Ernährungsgewohnheiten Europas angepasst ist und gleichzeitig die traditionellen Lebensmittel respektiert. Dennoch sind sich nach den Worten von EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski alle Mitglieder einig, dass ein Kennzeichnungssystem wissenschaftlich fundiert sein sollte.
Um allen die Möglichkeit zu geben, sich in diese laufende Debatte einzubringen, hat die Kommission am 23. Dezember eine Konsultation gestartet und gibt den Europäern bis zum 3. Februar die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern. Die Konsultation umreißt die verschiedenen Optionen, die der Kommission zur Auswahl stehen, darunter Nutri-Score, das konkurrierende Nutrinform-Batterie-System, Endorsement-Logos wie Nordic Keyhole und Healthy Choice sowie das in Großbritannien entwickelte „Ampel“-System.
Die Teilnehmer können auch auf die Schritte der Kommission zur Erstellung von Nährwertprofilen reagieren, die zusammen mit den FOP-Etiketten „darauf abzielen, die Neuformulierung von Lebensmitteln hin zu gesünderen Lebensmitteln anzuregen und den Verbrauchern eine gesündere Lebensmittelauswahl zu erleichtern.“
EU-Bürger, die sich an diesem Beispiel für partizipative Demokratie auf kontinentaler Ebene beteiligen möchten, können dies über die Plattform „Have your say“ der Kommission tun, egal ob sie Experten oder Mitglieder der allgemeinen Öffentlichkeit sind. Die Antworten auf die Konsultation, die in jeder EU-Sprache eingereicht werden können, sind online öffentlich zugänglich und werden bis zum 3. Februar um Mitternacht angenommen.
Auf die Konsultation kann hier zugegriffen werden.
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