Eine neue Studie weist darauf hin, dass ein hoher Konsum von Flavonolen, die in Gemüse, Obst und Tee zu finden sind, zu einem verlangsamten Rückgang der kognitiven Fähigkeiten im Alter führt.
Flavonoide sind eine Gruppe von Naturstoffen, die vielen Pflanzen und deren Blüten und Früchten ihre Farbe geben. Unabdingbar sind sie vorwiegend für die Farben Rot, Blau und Violett. So finden sich die Stoffe etwa in Äpfeln, Trauben, Beeren, Tomaten, Salat, Zwiebeln, aber auch in grünem und schwarzem Tee. Den Flavonoiden wird in der Medizin und Ernährungswissenschaft eine Vielzahl von positiven Eigenschaften zugesprochen, wie die Regulierung des Blutdrucks und die Kräftigung des Immunsystems. Zur Gruppe der Naturstoffe gehört auch das Flavonol. In der westlichen Gesellschaft schwankt sein Konsum stark zwischen 15 und 50 Milligramm pro Tag. Der US-amerikanische Durchschnitt liegt nur bei rund 20 Milligramm.
961 Probanden berichten mit Fragebögen
Schon seit Jahren gibt es Hinweise darauf, dass der Konsum von diversen Flavonoiden die Gehirngesundheit fördert. Das Team um den Mediziner Thomas M. Holland vom Rush University Medical Center in Chicago untersuchte diese These nun genauer. 961 Probandinnen, die im Durchschnitt 81 Jahre alt waren, mussten über Jahre hinweg immer wieder einen Fragebogen zu ihrer Ernährung ausfüllen. Außerdem wurden sie auch auf Gedächtnis- und kognitive Leistungen getestet, sie mussten sich etwa Ziffern merken und diese in die richtige Reihenfolge setzen.
Störfaktoren wollten die Wissenschaftler so gut es geht ausschließen. Deshalb erfragten sie auch Daten wie Bildungsniveau, Zigarettenkonsum oder Häufigkeit von sportlichen und mental fordernden Betätigungen wie Lesen.
Rückschritt der Gedächtnisleistung bei hohem Konsum viel geringer
Die Probandinnen wurden nach der Menge des Flavonolverzehrs in drei Gruppen eingeteilt. Der Konsum war im Allgemeinen gering und lag im Durchschnitt nur bei ungefähr 10 Milligramm des Naturstoffs pro Tag. Die erste Gruppe hatte einen durchschnittlichen Verzehr von fünf, die zweite Gruppe von zehn und die dritte Gruppe von 15 Milligramm.
Um den kognitiven Rückgang zu messen, verwendeten die Forschenden eine internationale Skala, die durch 19 verschiedenen Tests bestimmt wird. Auf dieser Skala erreichten die Probandinnen ohne Einschränkungen 0,5, die mit leichten Einschränkungen 0,2 und diejenigen, die Alzheimer hatten, –0,5 Punkte. Das Ergebnis war erstaunlich. Die Menschen, die am meisten Flavonol zu sich nahmen, hatten im Durchschnitt einen um 0,4 Punkte geringeren Rückschritt in ihrer Gedächtnisleistung pro Jahrzehnt erlebt als diejenigen, die am wenigsten Flavonole konsumierten.
Mensch erhält „aktive Rolle in der Instandhaltung der eigenen Gehirngesundheit“
Die Wissenschaftler machen jedoch klar, dass diese Studie nur eine Assoziation von Flavonolkonsum mit der Gedächtnisleistung zeigt. Dies bedeute nicht, dass Flavonole mit Sicherheit die Fähigkeit besitzen, die kognitive Abnahme hinauszuzögern. So gebe es einige mögliche Fehlerquellen: Der selbst ausgefüllte Fragebogen ist zwar valide, allerdings existiert die Möglichkeit, dass die Probandinnen ihre Nahrungsaufnahme falsch einschätzen. Trotzdem geben sich die Forscher optimistisch.
„Es ist aufregend, dass unsere Studie zeigt, dass man mit speziellen Entscheidungen zur Ernährung die kognitive Abnahme verlangsamen kann“, so Holland in einer Pressemitteilung. „Etwas, das so einfach ist, wie mehr Früchte zu essen und mehr Tee zu trinken, ist für den Mensch eine Möglichkeit, eine aktive Rolle in der Instandhaltung der eigenen Gehirngesundheit einzunehmen.“
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