Etwa 1 Milliarde Menschen sind weltweit von Migräne betroffen. Sie leiden unter wiederkehrenden Episoden mit starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit. Nun deutet eine Langzeitstudie darauf hin, dass Betroffene dadurch zusätzlich ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen haben.
Die Entstehung und die Ursachen für Migräne
Schätzungsweise leiden 15 Prozent der Weltbevölkerung an Migräne. Wie genau Migräneanfälle entstehen, ist medizinisch nicht bis ins Detail geklärt. Nach aktuellen Erkenntnissen sind die Zustände vermutlich auf ein Ungleichgewicht der Schmerzzentren im Hirnstamm zurückzuführen. Spezielle bildgebende Verfahren zeigten deutlich, dass im Gehirn während einer Migräneattacke ein bestimmter Bereich, das sogenannte Migränezentrum, aktiviert und verstärkt durchblutet wird. Daher geht man heute davon aus, dass die Schmerzattacken mit einer Überaktivität von Nervenzellen im Hirnstamm beginnen. Vor allem der Botenstoff Serotonin spielt bei der Entstehung von Migräne eine wichtige Rolle. Bestimmte Nahrungs- und Genussmittel wie Rotwein können die Serotonin-Produktion anregen und eine Migräne auslösen. Auch Migräneattacken während des weiblichen Zyklus gründen auf Schwankungen des Serotoninspiegels. Ebenso spielen äußere Faktoren wie unregelmäßige Ruhezeiten und Stress eine Rolle.
Migräne begünstigt Herzinfarkte, Schlaganfälle und Thrombosen
Jetzt entdeckten Wissenschaftler, dass eine Migräneerkrankung das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems erhöht. Im British Medical Journal (BMJ) veröffentlichte eine Forschergruppe unter der Leitung von Kaspar Adelborg von der Universität Aarhus in Dänemark, die Ergebnisse ihrer Langzeitstudie. Sie untersuchten 51.032 Patienten, die unter Migräne litten. Davon waren 71 Prozent Frauen. Gleichzeitig beobachtete man 510.230 gesunde Personen, um bessere Einschätzungen zum Krankheitsverlauf und die möglichen Folgen treffen zu können. Die Studie wurde über einen Zeitraum von 19 Jahren geführt. Zu Untersuchungsbeginn waren die Probanden im Schnitt 35 Jahre alt.
Es zeigte sich: Die Patienten mit Migräne wiesen im Vergleich zu den gesunden Teilnehmern ein doppelt so hohes Risiko auf, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt zu erleiden, war 49 Prozent höher. Die Wissenschaftler konnten nun Hinweise auf den Einfluss der Migräne auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden.
Migränepatienten mit Aura besonders risikogefährdet
Besonders Patienten, insbesondere Frauen, die während einer Migräneattacke unter einer starken Aura leiden, seien am häufigsten betroffen. Bei einem Migräneanfall Aura können neben den Kopfschmerzen zusätzliche Symptome wie Augenflimmern, Lichtblitze im Sehfeld, Empfindungsstörungen und Sprachstörungen auftreten. Es stellte sich auch heraus, dass die Migränepatienten der Studie ein um 59 Prozent höheres Risiko hatten, eine Thrombose zu entwickeln, als die Teilnehmer der gesunden Kontrollgruppen. Weitere Risikofaktoren waren Diabetes und Übergewicht, die als Folgeerscheinung vor allem in den ersten Jahren nach einer Migräne-Diagnose besonders stark ausgeprägt waren. Bei der Behandlung und der Forschung zu Migräne ist es wichtig, die neu gewonnenen Erkenntnisse einzubinden, rät Kaspar Adelborg. Zudem sei es unbedingt notwendig festzustellen, ob die derzeit eingesetzten Migränemedikamente das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern oder verstärken.