In einer potenziell bahnbrechenden Entdeckung haben Forscher Bakterien gefunden, die in Zusammenhang mit Prostatakrebstumoren stehen könnten. Obwohl die exakte Rolle der Mikroorganismen noch unbekannt ist, könnten diese neuen Informationen zur Entwicklung neuer und wirksamerer Behandlungen für Prostatakrebs führen. Ihre Arbeit wird laut dem Guardian schon jetzt als mögliche Revolution für die Prävention und Behandlung der tödlichsten Form der Krankheit gefeiert.
Jährlich erkranken rund 170 von 100.000 Männern an Prostatakrebs in Deutschland
Für ihre Untersuchungen haben die Wissenschaftler unter der Leitung der University of East Anglia Urin und Prostatagewebe von mehr als 600 Männern mit und ohne Prostatakrebs einer ausgefeilten genetischen Analyse unterzogen und dabei fünf Bakterienarten gefunden, die mit einem schnellen Fortschreiten der Krankheit in Verbindung stehen.
Die Ergebnisse, die in der Zeitschrift European Urology Oncology veröffentlicht wurden, könnten zu neuen Screening-Programmen führen und den Weg für personalisierte Antibiotika-Behandlungen ebnen, um Männer mit hohem Risiko vor der Krankheit zu bewahren. Die Deutsche Krebshilfe gibt auf ihrer Webseite Statistiken zur Erkrankung:
„Jedes Jahr erkranken in Deutschland statistisch gesehen 169,8 von 100.000 Männern neu an Prostatakrebs. Insgesamt erhalten 70.100 Männer jährlich die Diagnose Prostatakarzinom. Der Prostatakrebs ist damit die häufigste Krebsart beim Mann. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 71 Jahren.“
Dank der verbesserten Aufklärung und Vorsorgeuntersuchungen sind die Diagnoseraten in den letzten Jahren stark gestiegen, aber es gibt nach wie vor keine wirksamen Methoden zur Vorbeugung oder Behandlung von aggressivem Prostatakrebs. Die neue Studie liefert eindeutige Beweise dafür, dass Bakterien bei der Entstehung von Prostatakrebs eine Rolle spielen – und eröffnet spannende neue Wege für die Forschung.
„Dies ist eine aufregende Entdeckung, die das Potenzial hat, die Behandlung von Männern mit Prostatakrebs wirklich zu revolutionieren“, zitiert der Guardian Dr. Hayley Luxton von Prostate Cancer UK. Die Erkenntnisse könnten einen Wendepunkt in der Behandlung dieser Krankheit einläuten.
Noch müssen Herausforderungen für Behandlungen gemeistert werden
Jedoch räumt der leitende Wissenschaftler Colin Cooper, Professor für Krebsgenetik an der University of East Anglia, noch einen Unsicherheitsfaktor ein. So sei es möglich, dass die Bakterien nicht an der Krankheit beteiligt sind. Männer könnten so etwa mit aggressiveren Krebsarten eine höhere Wahrscheinlichkeit für Entzündungen und Infektionen in ihrer Prostata haben, was zum Vorhandensein dieser Bakterien führen könnte. Es könnte aber auch sein, dass die Bakterien zwar vorhanden sind, allerdings keinen Schaden anrichten. Entsprechend seien weitere Forschungen erforderlich, um die Rolle dieser Bakterien bei Prostatakrebs zu bestimmen.
Die Möglichkeit, dass ein Antibiotikum eingesetzt werden könnte, um den bakteriellen Verursacher der Krankheit gezielt zu beseitigen, wirkt wie ein Hoffnungsschimmer für Patienten. Noch gebe es jedoch erhebliche Herausforderungen, um eine solche Behandlung Wirklichkeit werden zu lassen. So hätten Antibiotika bislang Schwierigkeiten, in die Prostata einzudringen, und daher müsste jede potenzielle Therapie sehr gezielt auf bestimmte Bakterien ausgerichtet sein.
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