Demenz ist eine schwere Erkrankung, die bei Medizinern und Ärzten immer noch Rätsel aufwirft. Besonders die Ursache für die Krankheit ist bisher noch nicht geklärt. Eine neue Studie zeigt nun, dass auch Abführmittel in Verdacht stehen, Demenz zu begünstigen. So sollen die enthaltenen Wirkstoffe das Risiko zu erkranken, teilweise deutlich erhöhen. Grund hierfür könnte eine komplexe Verbindung zwischen Gehirn und Darm sein, die durch die Darmflora entsteht.
Abführmittel könnten nicht nur im Darm, sondern im ganzen Körper wirken
Eine Forschungsgruppe hinter Zhirong Yang, Chang Wei und weiteren elf Autoren wollte mit ihren Untersuchungen herausfinden, ob und wie weit die Abführmittel sich auf das Gehirn auswirken. Denn es ist bereits bekannt, dass die Darmflora Auswirkungen auf den Rest des Körpers haben kann. Die Mediziner und Forscher beschreiben die Hintergründe der Studie wie folgt:
„Die Verwendung von rezeptfreien Abführmitteln ist in der Allgemeinbevölkerung üblich. Die Mikrobiom-Darm-Gehirn-Achsen-Hypothese legt nahe, dass die Verwendung von Abführmitteln mit Demenz in Verbindung gebracht werden könnte. Wir wollten den Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Verwendung von Abführmitteln und der Inzidenz von Demenz bei Teilnehmern der britischen Biobank untersuchen.“
Weitreichende Untersuchungen: Ältere Patienten im Fokus
Für ihre Untersuchungen konzentrierten sich die Forscher von der University of Cambridge und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften also auf Teilnehmer im Alter zwischen 40 und 65 Jahren. Die Testpersonen wurden zu Beginn der Studie körperlich untersucht. Begleiterkrankungen, Lebensweise und Medikamenteneinnahme wurden genau protokolliert. Im Anschluss wurden sie in Gruppen aufgeteilt.
Eine Kontroll-Gruppe bestand aus Personen, die nur sehr selten oder gar keine Abführmittel zu sich nehmen. Alle anderen Teilnehmer gaben an, dass sie an vier oder mehr Tagen in der Woche auf diese Medikamente angewiesen sind.
Zehn Jahre später waren die Ergebnisse eindeutig
Die Teilnehmer der Studie wurden zehn Jahre lang von den Wissenschaftlern begleitet. Das bedeutet, sie gaben regelmäßig an, welche Erkrankungen aufgetreten sind, welche Medikamente sie zu sich nehmen oder wie sich ihre Ernährung verändert hat.
Nach diesem Zeitraum erkrankten insgesamt 1,7 Prozent der Teilnehmer an Demenz. Lediglich 0,5 Prozent gehörten zu der Gruppe, die keine oder sehr wenig Abführmittel zu sich nahmen. 1,3 Prozent jedoch stammten aus der Teilnehmergruppe, die angab, häufig Abführmittel einnehmen zu müssen.
Die Forscher sehen in diesen Zahlen ein eindeutiges Ergebnis. „Der regelmäßige Gebrauch von Abführmitteln war mit einem höheren Risiko für All-Ursachen-Demenz verbunden, insbesondere bei denjenigen, die mehrere Abführmittel oder osmotische Abführmittel verwendeten.“
Da auch die weiteren Lebensumstände der Teilnehmer berücksichtigt wurden, errechneten die Forscher durch die Einnahme der Abführmittel ein 50 Prozent höheres Risiko an Demenz zu erkranken.
Sie gehen davon aus, dass die Abführmittel, die Darmflora so weit verändert, dass sie zum einen abhängig von den Medikamenten ist. Zum anderen scheint sie so durchlässig zu werden, dass die Wirkstoffe in den gesamten Körper gelangen könnten. Deshalb „raten wir angesichts des Ergebnisses zur Vorsicht im Umgang mit Laxanzien, gerade vor dem Hintergrund, dass Demenzerkrankungen immer weiter zunehmen.“ Stattdessen möchten sie die Bevölkerung aufrufen, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Dadurch könnte Verstopfung vorgebeugt werden.