Wie schnell ein Knochenbruch heilt, ist von zahlreichen Faktoren abhängig, wie Alter, Vorerkrankungen und die Schwere des Bruchs. Doch auch Stress hat negative Auswirkungen auf die Heilung, wie nun Forscher der Universität in Ulm herausfanden. Die Orthopädin Miriam Tschaffon-Müller leitete hierzu einige Untersuchungen, die Knochenbrüche mit Stressfaktoren in Einklang brachten.
Stress stört die Neubildung von Knochengewebe
Wie die Universität Ulm in einer Pressemitteilung erklärt, sind weiße Blutkörperchen an der Knochenbildung beteiligt. Da es eine Verbindung zwischen diesen Blutbestandteilen und der mentalen Gesundheit gibt, stellten die Wissenschaftler die These auf, dass sich Stress auch auf die Neubildung von Knochengewebe auswirken kann.
Des Weiteren wusste das Team bereits aus einer früheren Studie aus dem Jahr 2019, dass ein gesundes Immunsystem zu einer guten Knochenheilung führt. Diese ersten Ergebnisse wollten die Forscher nun untermauern. Dafür untersuchten sie sowohl psychisch gesunde Patienten als auch Personen, die angaben, unter einer akuten Stresssituation oder einer psychosomatischen Störung zu leiden. Analysiert wurden 20 Personen, die unter einer Sprunggelenkfraktur litten. Die Probanden wurden direkt nach der Operation und ein Jahr lang danach begleitet.
Je stärker der Stress, desto schlechter die Heilung
Die Testpersonen sollten dabei angeben, wie hoch ihr aktuelles Stresslevel ist und wie gut ihr Knochenbruch verheilt. Außerdem hatten die Forscher Zugang zu neuesten Röntgenbildern der Patienten. Während dieser langjährigen Tests fand das Team heraus, dass ein Knochenbruch deutlich schlechter heilt, wenn der Patient unter Stress leidet.
Besonders interessant: Patienten, die angaben, während diesem Jahr unter starkem Stress zu leiden, beklagten auch weitaus länger Schmerzen. Zudem gaben sie an, dass ihre Verletzung nur schwer abheilt. Die Blutuntersuchungen dieser Patienten zeigten, dass sie einen hohen Wert an Tyrosinhydroxylase besaßen. Die Forscher beschreiben, dass dieses Hormon vermehrt ausgeschüttet wird, wenn Menschen unter Depressionen leiden. „Durch den Einfluss der Stresshormone wird der Umbau von Knorpel- in Knochenzellen gehemmt“, so Tschaffon-Müller. „Die Knochenbildung und damit die Frakturheilung verlangsamt sich“.
Aufgrund ihrer Untersuchungsergebnisse wünschen sich die Forscher, dass die psychische Gesundheit bei Patienten, die eine Fraktur erlitten haben, berücksichtigt wird. Sie gehen davon aus, dass eine dementsprechend angepasste Therapie notwendig sein könnte.